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Harlem Renaissance
Die „Wiedergeburt Harlems“ war eine Be-
wegung, die in den 1920er- und 1930er-
Jahren die kulturelle Szene beherrschte.
Ein Pamphlet von Alain Locke mit dem Ti-
tel „The New Negro“ (1925) forcierte maß-
geblich das afroamerikanische Selbstbe-
wusstsein. Die Harlem Renaissance um-
fasste mehrere Genres, wirkte in Tanz,
Musik, Theater und bildender Kunst glei-
chermaßen. Vor allem handelte es sich
aber um ein literarisches Phänomen, das
vor dem Hintergrund der in den 1920er-/
1930er-Jahren entstandenen NAACP (Na-
tional Association for the Advancement
of Colored People) und dem „New Negro
Movement“ gesehen werden muss.
Nachdem im Zuge des Ersten Weltkriegs
viele Afroamerikaner aus dem Süden und
Mittleren Westen nach Harlem geströmt
waren, entwickelte sich der Stadtteil
mehr und mehr zum „Negro Capital of
the World“. Der Schriftsteller Langston
Hughes berichtet in „The Big Sea“ über
Harlems Blütezeit in den „Roaring Twen-
ties“ mit Jazzmusikern wie Duke Elling-
ton, dem Tänzer Bill „Bojangles“ Robin-
son und wegweisenden Literaten.
Als Antriebsfeder für ein neues „schwar-
zes Selbstbewusstsein“ fungierten in der
Literatur W. E. B. Du Bois, Herausgeber
der Zeitschrift The Crisis (1910-1934),
und James Weldon Johnson („Negro Spi-
rituals“, 2 Bde. 1925/26). Ebenfalls am
Anfang der Harlem Renaissance steht
Jean Toomer (1894-1967), der mit sei-
nem Werk „Cane“ (1923, dt.: „Zucker-
rohr“, 1985) berühmt wurde. Zora Neal
Hurston (1891-1960) ist heute weniger
als Autorin denn als Volkskundlerin und
Anthropologin („Mules and men“, 1935)
mit feministischen Ansätzen bekannt.
Mit den existenziellen Problemen der
Farbigen befasste sich hingegen Langston
Hughes (1902-1967). Im Harlemer Dia-
lekt verfasste er vor allem Kurzgeschich-
ten und Gedichte, wie „The Weary Blues“
(1926), „Not without Laughter“ (1930)
und „The Blues I'm Playing“ (1934).
Festus Claudius McKay, kurz Claude
McKay, (1890-1948) aus Jamaica, galt
als das „enfant terrible“ der Szene und
war radikal-politisch eingestellt. Sein Ro-
man „Harlem Shadows“ von 1922 brach-
te ihm Ruhm ein und in „Home to Har-
lem“ (1928) schilderte er die Geschichte ei-
nes heimkehrenden schwarzen Soldaten.
Wallace Henry Thurman (1902-1934)
schilderte, obwohl nicht direkt der Grup-
pe verbunden, eindrucksvoll das Leben in
Harlem, z. B. in „The Blacker the Berry“
(posthum 1939). Bereits 1928 hatte Thur-
man in „Harlem. A Forum for Negro
Life“, ein Jahr später zusammen mit W. J.
Rapp in „Harlem. A Melodrama of Negro
Life in Harlem“ sowie in Essays unter dem
Titel „The Negro Life in New York's Har-
lem“ (1928) eindringlich die Situation der
Schwarzen dargestellt.
In den 1930er- und 1940er-Jahren be-
gann, auch bedingt durch die Depres-
sion, der Niedergang der Harlem Re-
naissance und damit des gesamten Stadt-
viertels. Literarisch führten Künstler wie
William S. Braithwaite, Georgia Doug-
las Johnson oder Alice Nelson-Dunbar die
Tradition fort und Toni Morrison lässt in
„Jazz“ (1992) das Harlem der 1920er-Jah-
re wieder aufleben.
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