Travel Reference
In-Depth Information
Als wir aufbrechen, ist es durch das langwierige Hin und Her schon halb drei geworden.
Wir besuchen den Nachbarort und bringen Garys Freund Will im dortigen Radgeschäft
einen Sack Doughnut-Holes mit, wie wir es Gary zuvor versprochen hatten. (Das hätten
wir eigentlich schon gestern machen sollen. Oder war's vorgestern?)
Will gibt uns dafür einen Mantelheber aus Edelstahl. Garantiert bruchsicher. (Ich habe
Garys und unsere am Vortag beim Reifenwechseln fluchend abgebrochen.) Und schönen
Gruß von Gary. Wir sind gerührt.
Kurzetappe in das nur 45 Meilen entfernte Cody. Die Rocky Mountains wollen wir heute
doch nicht mehr anreißen. Als wir Cody erreicht haben, versuchen wir vergeblich, eine
Schlafgelegenheit unmittelbar neben dem Kino zu bekommen.
Die Stadt ist ganz auf Buffalo Bill abgestimmt: Buffalo Bills Geburtshaus, Buffalo Bills
Rodeo, Buffalo Bills Lieblingspuff, Buffalo Bills Plumpsklo. Selbst für Leute, die nach-
weislich „Bill“ heißen, dürfte es äußerst schwierig sein, in einem Ort wie diesem eine preis-
günstige Unterkunft aufzutreiben.
Wir jedoch grüßen auf der von Touristen überlaufenen Hauptstraße zufällig den richtigen
Radfahrer. Es ist Judd aus dem hiesigen Radgeschäft: Er freut sich, dass wir Gary Fisher
Bikes treten, und weil er selbst auch eins fährt, quartiert er uns schließlich bei seiner Freun-
din Shevan ein, wo wir mit zwei weiteren Freundinnen Bier saufen und „Twister“ spielen
(eine Art Flaschendrehen für Leute, die statt der Zunge im Mund lieber eine große Zehe in
der Nase haben …).
Von den verschiedenen Möglichkeiten, eine Dusche in Betrieb zu nehmen
Man stelle sich das nur mal vor: Einen ganzen Sommer lang steht man jeden Abend unter
einer anderen Dusche! - Was für eine faszinierende Erfahrung …
Wer hat schon unter „normalen“ Umständen die Möglichkeit, so intime Einsichten in die
Waschgelegenheiten eines ganzen Volkes zu werfen? (Wohlgemerkt: Es geht hier um pri-
vate Duschen - und nicht um die standardisierten Massenanfertigungsduschen irgendwel-
cher nationaler oder internationaler Motelketten!) - Wie arm ist da der durchschnittliche
Mitteleuropäer, der sein gesamtes, trübsinniges Duschleben im Angesicht von nicht mehr
als zwei oder bestenfalls drei unterschiedlichen Brausemechanismen fristen muss und in
all dieser Zeit nicht einmal eine Ahnung davon bekommt, auf wie vielfältige Weise man
die heißen und kalten Ingredienzen des täglichen Bade- und Duschvergnügens abmischen
kann!
Die Dusche des Jahres steht natürlich hier in Cody: Wessen Phantasie kann sich schon
die Tücken einer Apparatur ausmalen, bei der man sich selbst mit der Erfahrung von nicht
weniger als 41 anderen Duschen in den Fingern in spärlicher Bekleidung an den Hausherrn
um Rat wenden muss? („Na ja, das ist so: Das Wasser dreht man hier unten auf, aber wenn
man nicht schon währenddessen hier oben fest draufdrückt, dann kommt da natürlich auch
niemals warmes Wasser raus … - Ja, es kann sein, dass das System schon ein bisschen de-
fekt ist. - Ja. Meinetwegen kann es auch sein, dass es nur so funktioniert, weil das System
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