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4) Winde machen Lärm - viel mehr Lärm als Berge. Wenn man einen Berg nicht mehr
ertragen kann, kann man im Notfall einfach vom Rad steigen und eine Zeit lang die Augen
zukneifen. - Manche Winde brüllen einem dagegen derart ins Ohr, dass man ihre Existenz
auch mit größter Mühe und einem Höchstmaß an Gleichmut nicht ignorieren kann.
6.
The Drum of the Big Indian
Sacco & Mancetti
Die Nacht im College war unheimlich: „Urwaldtrommeln“ in der Ferne, pfeifende Hei-
zungsrohre, quietschendes Gebälk, knarzende Böden.
Ich versuche mir einzureden, dass so ein großes Gebäude logischerweise irgendwelche
Geräusche machen muss. Aber andererseits: Was um Himmels willen soll diese Geräusche
verursachen?!
Um 22.30 Uhr so etwas wie Schritte auf dem Gang. Jemand verlässt das Haus? Jemand
war da?? Yuck!!
Morgens früh um 6.30 Uhr sind wir definitiv draußen! Immerhin gibt uns das für heute
einen guten Start: Auf dem Programm steht schließlich niemand Geringerer als Mr. Mount
Rushmore, das (oder zumindest ein) Nationalheiligtum der Amerikaner.
Auf dem College-Vorplatz stellt sich heraus, dass es in der Nacht heftig geregnet hat.
Gut, dass wir uns am Abend zuvor doch nicht für die Freiluftvariante entschieden haben.
Auch gut, dass uns in der Nacht niemand vor die Tür gesetzt hat.
Der Tag fängt schwer beschissen an und denkt nicht daran, auch nur einen Hauch besser
zu werden. Stefan ruiniert beim Festziehen seiner Sonnenbrillenschrauben meinen nagel-
neuen Leatherman und schneidet mir dann zur Strafe noch ordentlich damit in den Finger!
Es ist kalt und nass. Die kommende Auffahrt wird für mich zur Qual.
Endlose, breite Autokolonnen wälzen sich auf der zweispurigen Autobahn in die Black
Hills, riesige Reklametafeln, kitschige Blickfänger (blinkende Plastikbären, schwankende
Präsidenten-Attrappen) und jede Menge selbst ernannte Attraktionen: Gold schürfen für je-
dermann, Wasserparks, Souvenir-Supermärkte und als Krönung ein Aquarium mit Robben
und Delphinen (auf 2000 Meter Seehöhe ein regelrechtes Muss!).
Während einer Pause schenkt uns ein mitleidiger Radfahrer aus MAINE (darauf legt er
sehr viel wert) 20 Dollar, nachdem wir ihm von unserer letzten Übernachtung erzählt ha-
ben. - Und oben auf dem überfüllten Parkplatz fragen uns intelligent aussehende Touristen
mit blankem Entsetzen, ob wir etwa den ganzen Mount Rushmore mit dem Fahrrad hinauf-
gefahren sind.
Mount Rushmore selbst ist dann weit weniger spektakulär als erhofft. Als wir noch Kin-
der waren, hat uns jedenfalls die Legoland-Nachbildung in Dänemark mehr beeindruckt.
Als Stefan (schon leicht entnervt) auf der Suche nach seiner Kamera einen Teil seiner
in Plastiksäcke verpackten Kleidung auf einem Rasenstück ablegt, zieht er sich dadurch
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