Travel Reference
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Nach exakt 96,6 Kilometern, also genau 60 Meilen, entdecken wir am Straßenrand eine
Party und fragen in dem dazugehörigen Haus - ein wenig scheinheilig - nach dem Weg.
Stattdessen erfahren wir, dass die örtliche Softballmannschaft gerade ihr jährliches Fress-
und Saufgelage veranstaltet. Man mästet uns mit Schweinerippchen, Truthahnbrust und Fo-
lienkartoffeln und bringt uns anschließend den Farmer-Volkssport Hufeisenwerfen bei. Am
Zapfhahn begegnen wir Mike, dem Norweger, und seiner schrillen Frau Jill. - Ein groß-
artiges Paar. Jill bereichert unseren Wortschatz zu vorgerückter Stunde mit norwegischen
Schimpfwörtern. „Ufda!“ ist ein Universalbegriff, mächtiger als „Fuck!“ und „Shit!“ zu-
sammen. Eigentlich hätten wir dieses Wort ja schon heute dringend gebraucht, aber in Zu-
kunft wird es uns dafür umso lockerer von der Zunge gehen …
Als die Dämmerung hereinbricht, ist auch unser Peiniger, der Wind, erschöpft. Die Sonne
liefert einen dramatischen Abgang und hinterlässt schließlich zu der absoluten Windstille
einen prächtigen Vollmilchmond, der die gesamte, langsam abkühlende Ebene einladend
hell erleuchtet. Vielleicht sollten wir in Zukunft in der Nacht fahren? - Die heutige ver-
bringen wir aber doch lieber in einem Zelt, das Jerryl, der Gastgeber, für seine trunkenen
Kumpel (also auch für uns) in den Garten gestellt hat.
Aber noch ist es nicht so weit! Vorher gibt's noch eine kleine Mitternachtseinlage: Jerryls
wohlerzogene Promenadenmischung läuft jedes Mal, wenn sein Herrchen (oder irgendwer
anderer) „Go-getta-beer!“ brüllt, zu der Badewanne im Geräteschuppen und holt eine Dose
Budweiser. Wir sind begeistert! Österreichs Kommissar Rex kann das zwar mit Mobiltele-
fonen - aber wie viele Handys braucht man schon an einem Abend?
Schon die Menschen im Osten hatten uns beeindruckt - aber die Gastfreundschaft hier
im Mittleren Westen kennt scheinbar keine Grenzen!
30.
Ich habe gar nicht gewusst,
dass Amerika so groß ist.
Lucky Luke
Während im weit entfernten Londoner Wembley-Stadion Deutschland zum x-ten Mal
Fußball-Europameister wird (wegen der Zeitverschiebung schon vor dem Mittagessen) und
Millionen gleichgültiger Amerikaner ungeachtet dieser Tatsache ihren Lunch in sich hin-
einfuttern, fahren wir zu Gail (einer Freundin von gestern Abend) und ihrer Familie nach
Worthington, wo wir den gesamten Nachmittag mit Wasserski- und Kneeboardfahren ver-
bringen.
Das mit dem Wasserskifahren geht ja noch - aber Kneeboard? Ich glaube, ich muss
hier irgendwann noch mal vorbeikommen, um das zu lernen.
Um halb fünf - wir haben zu diesem Zeitpunkt gerade mit Gails Familie ein kleines Bar-
becue zu uns genommen - fällt uns plötzlich ein, wozu wir eigentlich hierhergekommen
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