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waren. (Was war das noch gleich? Fressen? Planschen? Faulenzen? - Ach ja: Radfah-
ren …)
Wir brechen auf. Im Zickzack versuchen wir, uns nach South Dakota durchzuschlagen.
Nachdem sich ein paar Ballonfahrer am Straßenrand als nicht sonderlich hilfreich erweisen
(„Ihr sucht eine Übernachtungsmöglichkeit? Hoho, bis zum nächsten Motel habt ihr's aber
weit, das steht nämlich in Sioux Falls …“ - also lächerliche 25 Meilen entfernt in einer
Richtung, in die wir gar nicht wollen), überqueren wir ein stinkendes Rinnsal (das sich
morgen früh als der bedeutende Grenzfluss „Sioux River“ entpuppen wird) und erreichen
schließlich bei Einbruch der Dunkelheit ein paar frei stehende Häuser.
Höflich und demütig bemühen wir uns um freundliche Kontaktaufnahme. Aber stattdes-
sen treffen wir auf unheimliche Menschen, die uns ignorieren oder beschimpfen.
Einer dieser seltsamen Menschen gestattet uns dann doch, auf seinem Rasen zu schlafen.
Seinen Blicken und Nebenbemerkungen entnehmen wir allerdings, dass er sich dafür in
der Nacht inniglich an seine doppelläufige Schrotflinte kuscheln wird, wenn er überhaupt
schlafen kann. Seine Frau und die beiden zehnjährigen Töchter haben da schon weni-
ger Berührungsängste. Wir mimen Verständnis für so viel Ängstlichkeit, sind aber wohl
schon ein bisschen zu verwöhnt von den herzlichen Menschen, die wir bis jetzt getroffen
haben, um sein beinahe drohendes Gebaren ohne innere Anspannung ( „So ein Trottel!“ )
akzeptieren zu können.
Tatsächlich ist der Mann dann so nett, für uns aus einem Hangar im Nachbardorf ein Zelt
zu holen. Weniger nett ist wiederum, dass er darauf besteht, dass wir beide mitkommen.
Wenn ich er wäre, würde ich mich eher vor den Nachbarn fürchten.
Die Frau setzt sich schließlich mit ihrer Gastfreundschaft durch: Sie lädt uns, nachdem
wir mittels Gartenschlauch eine erfrischende Dusche genommen haben, ins Haus zum
Abendessen ein. Während wir uns angeregt mit ihr und den beiden lebhaften Kindern (zu-
künftige Synchronschwimmerinnen für die nächsten oder übernächsten Olympischen Spie-
le) unterhalten, sitzt der Hausherr schweißgebadet in einer Ecke und schielt misstrauisch
zu uns herüber.
Sicherlich kann er aus dieser Entfernung besser zielen, wenn wir mit unseren Radschu-
hen bewaffnet über seine Familie herfallen.
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