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Hähä … - das muss den Pastor zweifellos besonders schmerzen. - Der Gottesmann
lässt sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen: Listig schleicht sich seine Kavallerie
durch meinen (offensichtlich löchrigen?) Verteidigungswall, demontiert einen meiner
Türme und beginnt anschließend, auf geradezu ungeheuerliche Weise meine Dame zu
belästigen (was für ein mieses Verhalten für einen Geistlichen). - Klar, dass ich sofort
weiß, wie ich auf eine solche Provokation zu reagieren habe: Ohne mich mit irgend-
welchen überflüssigen Verteidigungsaktionen aufzuhalten, führe ich gleich einen wei-
teren Angriff. Dumm nur, dass all die feindlichen Bauern dort rumstehen. (Und was
für eine blöde Idee, um diese Tageszeit überhaupt noch Schach zu spielen … )
Um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, ordne ich schließlich einen strategischen
Rückzug an. Aber vielleicht hätte ich vorher noch all die feindlichen Figuren aus mei-
nem Hinterland entfernen sollen? - Unter lautem Gekreische (typisch Frau) fällt mei-
ne Dame daraufhin in die Hände lüsterner und skrupelloser Häscher. Als ich ange-
sichts dieser weiteren furchtbaren Gewalteskalation dem Pfarrer spontan ein Unent-
schieden anbiete, lehnt dieser zu meinem Entsetzen ab: Was für ein herzloser Predi-
ger! (George Foreman ist ein Waisenknabe dagegen! Jetzt macht er auch noch Jagd
auf meinen König … )
Gegen den Pastor zu spielen, ist frustrierend. Am nächsten Tag wird uns seine Frau
erzählen, dass er die Turniere, bei denen er antritt, für gewöhnlich gewinnt.
Rezept für Orange-Fizz
Orangensaft in Fahrradflaschen füllen. Den ganzen Tag durch glühende Hitze fahren. Da-
bei gelegentlich gut schütteln. Nicht öffnen. Über Nacht stehen lassen. Mahlzeit!
27.
Fields of Gold
Sting
Ahnungslos und verschlafen kriechen wir heute kurz nach sieben Uhr aus unseren Schlaf-
säcken. Was wir zu dieser Zeit noch nicht wissen: Das frühe Aufstehen wird sich lohnen,
auch wenn wir Ted, dem Pastor, in diesem Moment noch eher gemischte Gefühle dafür ent-
gegenbringen, dass er uns trotz des mitternächtlichen Schachmassakers für 7 Uhr 30 zum
Frühstück in sein Haus bestellt hat.
Aber Debbie, eine Bäuerin im 600-Seelen-Dorf Thompson, wird sicher nicht den ganzen
Tag vor jener Bar an der staubigen Hauptstraße auf uns warten, nur um zu einer der Schlüs-
selfiguren unserer Reise zu werden. Schließlich ahnen zu diesem Zeitpunkt weder sie noch
wir etwas von unserem gemeinsamen Schicksal.
Wir brechen also verhältnismäßig früh auf. In die knochentrockene, glühende Mittags-
hitze geraten wir trotzdem. Iowa zeigt sich zwar von seiner schönen Seite (wolkenloser
Himmel, saftiggrüne Mais- und Sojabohnenfelder), aber wenn man bei 96 Grad Fahrenheit
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