Travel Reference
In-Depth Information
Apropos „Roadkill“: An diesem Nachmittag bahnt sich die Entdeckung einer zoologi-
schen Sensation an. Die Straßenerscheinung, die die Amis kurz und treffend als Badger
bezeichnen, kommt in der Natur offenbar nicht nur als übel riechende Flade vor. Nein!
Denn mit eigenen Augen haben wir heute erstmals eines dieser biberähnlichen Viecher (zu
Deutsch: Beutelratte? Opossum? Gürteltier? Marsupilami?) dreidimensional und quickle-
bendig im Gebüsch verschwinden sehen!
Und dann war da noch Pater Harley, der uns am Ende dieses regenfreien Tages ohne mit
der Wimper zu zucken die ganze Volksschule von Geneva für eine Nacht zur Verfügung
stellte (weil gerade Samstag war): ein wahrlich himmlischer Mann mit einem sehr irdi-
schen Namen.
Mit diesem stattlichen Quartier im Rücken schwärmen wir in der Dämmerung gut ge-
launt aus, um uns ein Abendessen zu organisieren. Ein anständiges, wohlgemerkt. Und wir
werden fündig: Das Lokal der Wahl nennt sich schlicht „The Cookery“ und bietet alle Ar-
ten von syrischen und libanesischen Broten feil, kulinarische Leckerbissen des Mittleren
Ostens, Griechenlands und - weil das ja irgendwie auf der Linie liegt - Mexikos. Von einer
Virtuosin namens Amelia zubereitet und aufgetischt: wirklich deftig und lecker - ordentli-
che Wiener Küche, sozusagen.
9.
Wetten,
dass wir Betten hätten,
wenn wir unsre Ketten fetten?
Schüttelreim
Der Tag fängt für mich erst mit dem Mittagessen an: Thunfisch mit Zwiebeln auf tro-
ckenen Hamburger-Brötchen (von so was kriegt man bestimmt Blähungen) entspricht eben
nicht meinen Vorstellungen von einem stärkenden Frühstück. Stefan und sein verfluchter
Saumagen sehen das wie immer ganz anders!
Nach nur 20 Meilen kehren wir in Lima in einen Family-Diner zum Mittagessen ein.
Eigentlich bin ich noch nicht so richtig hungrig, aber Tobi besteht darauf. Kein Wun-
der, wenn er immer so wenig frühstückt.
Der Nachmittag beginnt zunächst unheimlich: Ein undefinierbares lautes Rasseln ver-
folgt uns hartnäckig und lässt sich auch auf den kurzen Bergabstücken nicht abschütteln.
Immer wieder drehen wir uns um, niemand ist zu sehen. Irgendwie klingt das ganze sehr
nach rostigen Eisenketten. Natürlich glauben wir nicht an Gespenster, aber andererseits …
Es sind unsere Räder, die den Lärm machen: Aus Richtung der Tretkurbel war schon
seit Tagen immer wieder ein leichtes Klappern zu vernehmen gewesen. Nun aber bleiben
die festgerosteten Kettenglieder auch schon gelegentlich stecken, und daher das lautstarke
Scheppern und Krachen.
Search WWH ::




Custom Search