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kann! Wie durch oder nicht durch es ist, ob es gebraten wird oder nur geschmort - und
wenn ja, auf welcher Seite - all das scheint nach ihren Ausführungen erst das Vorspiel zu
sein.
Während uns Liz in diese uramerikanische Wissenschaft einführt (die Frage nach der
Henne und dem Ei ist ein vergleichsweise europäisches Problem), serviert sie uns Kaffee,
Bisquits mit Jelly, Gravy und zwei Spiegeleier „sunny side up“ (eine poetische Umschrei-
bung für die simple Tatsache, dass dem Frühstückenden vor dem ersten Bissen der Dotter
entgegenlacht).
Bevor sie uns aus ihrer mütterlichen Obhut wieder in die Alkaliwüste entlässt, schenkt
uns Liz noch zwei Pfeilspitzen aus Obsidian, die sie selbst in mühevoller Kleinarbeit her-
gestellt hat und die nur ein Pfeilspitzen-Experte von jenen echten unterscheiden kann, die
man auch heute noch mit etwas Glück am Rande der Salzseen findet.
Als wir Liz von der 395, die uns von Burns nach Alkali Lake gebracht hat, zum Abschied
zuwinken, springt uns ihre Gastfreundschaft noch einmal so richtig ins Auge: Das Ganze
ist ja eigentlich ein Restaurant, und die Einladung zum Frühstück ist daher noch einmal in
einem ganz besonderen Licht zu sehen. Aber schließlich ist Liz auch nicht irgendwer, son-
dern - wie sie uns selbst erzählt hat - die Cousine von Garth Brooks (dessen Musik wir
hinkünftig immer mit wunderlichen Spiegeleiern und Indianer-Pfeilspitzen in Verbindung
bringen werden).
Wenig später passieren wir den einzigen Rastplatz seit Riley. Hier hätten wir ohne Alkali
Lake wahrscheinlich die Nacht verbracht - und wären ziemlich nass geworden.
Die Strecke durch die Wüste ist eine der schönsten überhaupt. Nur alle Viertelstunde ein
Auto (wer muss hier überhaupt durch und auf dem Weg wohin?), eine Unzahl von Raubvö-
geln am Himmel, glitzernd weiße Salzseen und endlose Hügelketten. Schließlich ein zer-
klüftetes Gebirge, durch das sich die Straße schlängelt, und eine erfrischende Abfahrt zu
einem gänzlich unberührten See, der sich am Fuß des Albert Rims, einer riesigen geolo-
gischen Platte, ausbreitet. An dessen gegenüberliegendem Ufer schimmert golden und ve-
getationslos eine andere Wüste in der Sonne. Tausende Wasservögel leben hier, außerdem
angeblich Klapperschlangen und Big-Horn-Schafe.
Im Schatten eines dünnen Felsvorsprungs vernudeln wir den am Vortag gekauften Nu-
delsalat (hihi). Am Kreuzungspunkt von 395 und 31 am Rande der ersten „Benzin-Oase“
seit Wagontire Station legen wir eine weitere Pause ein, um ein paar Cherry-Cokes zu tan-
ken. Auf der 395 geht's dann weiter bis Lakeview - die erste richtige Stadt, seit wir Idaho
verlassen haben.
Das Rendezvous mit Cynthia klappt leider nicht: In der vereinbarten Bank liegt
zwar eine kleine blaue Karte für mich - aber keine persönliche Nachricht oder ein
Gruß von ihr, auch kein Abschiedsbrief. Auf der Karte steht wohl ein Name, aller-
dings bloß mein eigener. Ich bin traurig … - Nicht einmal die Frau, die mir die Karte
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