Travel Reference
In-Depth Information
schmissen wurde. („Shit, I'll pee outside on your porch!“) Liz erzählt, dass die zwei die
einzige Tankstelle auf einer Strecke von 120 Meilen besitzen. Und dass der gute Mann des-
halb die für amerikanische Verhältnisse unglaubliche Summe von zwei Dollar pro Gallone
Sprit verlangt (üblich in der Gegend: ca. 1.50 Dollar). Außerdem müsse, wer hier Benzin
braucht, bedingungslos volltanken. Unheimliche Legenden ranken sich um jene, die dafür
nicht genug Geld hatten oder sich schlicht weigerten vollzutanken.
Jeder Ort hat seine Heiligen. Auch Wagontire Station. Ehrfürchtig berichtet man von ei-
ner Greisin (zum Zeitpunkt ihres Erscheinens soll sie 87 Jahre alt gewesen sein), die den
gesamten Weg von der nächsten Benzin führenden Stadt bis hierher gefahren sei, bloß um
einem vom Schicksal verfolgten Mitautofahrer bei Wagontire einen Kanister billigen Sprit
zu bringen. Die Frau habe sich nur den gelieferten Treibstoff zahlen lassen. Die 25 Dol-
lar, die ihr der Beglückte zusätzlich aufzudrängen versucht habe, habe sie abgelehnt, sei lä-
chelnd in ihren Wagen gestiegen (die Überlieferung spricht von einem alten, blauen Ford)
und sei dann nie wieder gesehen worden. Schnüff! - Ein richtiges amerikanisches Benzin-
märchen.
Als wir abends mit Liz, ihrem Mann Kent und zwei befreundeten Paaren in dem für ge-
wöhnliche Kunden geschlossenen Restaurant sitzen, fängt es draußen in der Wüste zu un-
serer großen Verwunderung auf einmal zu regnen an. Mit einem befriedigten Lächeln ma-
chen wir uns bewusst, dass wir unsere sieben Dollar vorhin goldrichtig angelegt haben. ( Ich
hätte ein Vielfaches darauf verwettet, dass heute kein Tröpfchen Wasser von oben kommt. )
Wir sitzen im Trockenen, werden auf das Abendessen eingeladen (selbst gemachtes Sauer-
teigbrot mit eingelegtem Gemüse) und lauschen den amerikanischen Alltagslegenden, die
man uns wie lang vermissten Freunden erzählt.
Die spektakulärste Geschichte ist wohl die von Toni, einem heißblütigen Italo-Amerika-
ner mit nervösem Zeigefinger, wie ihn jedes Klischee nicht treffender beschreiben könnte:
1956 hat er, als er bei den Marines war, vor der Westküste ganz aus Versehen ein japani-
sches Fischerboot versenkt. „Wir sollten alles, was sich draußen auf See bewegte, genau
unter die Lupe nehmen. Und dabei hab ich versehentlich abgedrückt. Das war vielleicht
peinlich! Die Zeitungen waren voll davon …“
29.
Wer Eier sät,
wird Hühner ernten.
Ovologie für Anfänger
Ein Tag wie eine Fata Morgana. Der Morgen beginnt mit der Einladung zu einem tollen
Frühstück, bei dem wir endlich erfahren, was wir über die USA schon immer wissen woll-
ten: Liz erklärt uns den Unterschied zwischen all den verschiedenen Zubereitungsarten für
Spiegelei, die es in Amerika gibt (als Wirtin kennt sie sich da schließlich aus). Man soll-
te nicht glauben, was man mit Eiweiß, Eigelb und einer einfachen Pfanne alles anstellen
Search WWH ::




Custom Search