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Um die körperlichen und seelischen Spätfolgen des gestrigen Abenteuers in Grenzen zu
halten und nicht doch noch irgendwo verdörrt auf der Landstraße zu enden, beschließen
wir, heute in Burns zu bleiben. Diese Pause haben wir uns wirklich verdient.
Pater Tony, der von unserem Entschluss noch nichts weiß, hat allerdings am Morgen
im Keller irgendein Kirchenväter-Kaffeeklatsch-Versammlungsmeeting. Also ziehen wir
pünktlich um neun Uhr aus unserer Kirche aus, um die Stadt zu besichtigen.
Ferien in Burns, Oregon: Wild entschlossen uns zu amüsieren, reizen wir die örtliche
Vergnügungsindustrie voll aus. Erst gehen wir Billard spielen. Dann benutzen wir ein öf-
fentliches Telefon.
Unser Zwerchfell hat sich vom letzten Verbindungsversuch (diesmal nach Pine Plains,
New York) noch nicht ganz erholt, als wir auf der Hauptstraße zufällig der alten Dame vom
Vorabend begegnen. Nachdem wir ihr erzählt haben, dass wir gedenken, den heutigen Tag
in Burns zu verbringen, rät sie uns, doch einmal bei ihrem Mann daheim vorbeizuschauen,
weil dem vermutlich fad ist (in Burns nahezu unvorstellbar!). Und mit etwas Glück könn-
ten wir dort am frühen Nachmittag sogar eine Freundin der Familie kennen lernen. - Er-
wartungsvoll nehmen wir die Einladung an, schauen vorher noch schnell beim örtlichen
Mexikaner auf ein üppiges Mittagsmahl vorbei und machen uns dann auf den Weg.
Inzwischen ist es früher Nachmittag, und so ist auch die Bekannte schon da: Rosi präsen-
tiert sich nicht nur als eine Freundin des Hauses, sondern ist bald auch uns beiden sehr ans
Herz gewachsen. Nachdem sie von unserer gestrigen Etappe gehört hat, lädt sie uns näm-
lich für ein paar entspannende Stunden in den örtlichen Fitnessclub ein. Da der Club jedoch
in groben Zügen unserer Vorstellung vom Schlaraffenland entspricht, verbringen wir den
gesamten Nachmittag dort.
Zunächst spielen wir Racketball: Dazu setzt man sich Schweißer-Schutzbrillen auf und
drischt mit abgesägten Tennisschlägern einen kleinen Ball von der Konsistenz eines Ra-
diergummis gegen die Wand. Verständliche Regeln (wie bei Squash) konnten wir nicht aus-
findig machen; lustig war's trotzdem. (Die Amerikaner haben's eben wieder raus …)
Fitnessclub in Burns heißt außerdem: genüsslich im heißen Whirlpool planschen und
in aller Ruhe via Großbildschirm das olympische 100-Meter-Lauf-Finale anschauen. Der
große Linford Christie wird dabei wegen Fehlstarts disqualifiziert - eine Tragödie, die die
Amerikaner allerdings nicht allzu sehr gestört haben dürfte. - Wir können uns dafür gar
nicht mehr erinnern, wer das Rennen eigentlich gewonnen hat …
Da auch Entspannen hungrig macht, suchen wir gleich anschließend eine Pizzeria auf.
Am Abend ziehen wir dann - „Surprise, Tony!“ - wieder in dieselbe Kirche ein, die wir
heute Morgen verlassen haben, und schauen uns im Kino die Abendvorstellung von „Era-
ser“ mit Arnold Schwarzenegger an: vier Dollar Eintritt, dazu als Nachspeise Popcorn mit
heißer Butter.
Ich hab mich in dem ehemaligen Theatersaal einfach in den Orchestergraben gesetzt,
weil mir die Leinwand zu weit weg und der Ton für einen Actionfilm zu leise war. Das hieß
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