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Zimmertür klopft und uns zu irgendeiner Nischenkirche bekehren will, aber nichts derglei-
chen passiert. Wir gehen in aller Ruhe im geheizten City-Pool schwimmen, kaufen Chips
und Bier ein und sehen uns im Zimmer mit dem besseren Empfang die heutigen olympi-
schen Bewerbe an. - Ein denkwürdiger Tag voller Dramatik: In der Frauengymnastik fal-
len die amerikanischen Favoritinnen (sowie die Russinnen und die Chinesinnen) der Reihe
nach aus (schluchz!).
26.
It's a long way. But some day they're gonna find you out there …
Einheimischer Philosoph
Derart aufgemuntert geht es nun also mitten durch die Sagebrush-Wüste: In Oregons
High Desert leben auf einer Strecke von 200 Kilometern - exakt gezählt - 60 Menschen.
Und die wiederum fast alle in einem einzigen Dörfchen: Juntura. - Diesen Punkt auf un-
serer Landkarte wollen wir heute unbedingt erreichen, bevor die große Nachmittagshitze
losbricht.
Wir starten konsequenterweise früh. Weil nur die Tankstelle von Vale Kreditkarten
nimmt (und wir nicht so viel Bares bei uns haben), frühstücken wir auf Tobis Karte warme
überbackene Hackfleisch-Röllchen und Kartoffel-Cheddar-Kroketten aus der Snack-Ecke.
Danach geht es zügig dahin. Die Landschaft ist rau, aber schön, und das morgendliche
Wetter warm und angenehm.
Am Straßenrand wächst plötzlich völlig unmotiviert ein kleiner Springbrunnen aus dem
Gestein: klares, kaltes Wasser, das ein angenehmes und problemloses Schlussstück nach
Juntura zu garantieren scheint. Trotzdem machen wir, nur so zum Spaß, ein paar fingierte
Aufnahmen von erschöpften Radfahrern, die halb verdurstet auf allen vieren zum sprudeln-
den Felsen kriechen.
Gar herzlich feixen wir über diese trefflich komische Darbietung. Dabei ahnen wir nicht
den wahren Wert des Quells, die unermessliche Wichtigkeit des klaren Tropfens, der just in
dem Moment, als wir ihm leicht und fröhlich scherzend den Rücken kehren, bereits wieder
aus unseren Flaschen zu verdunsten beginnt …
So erreichen wir gegen ein Uhr - gut gelaunt und einigermaßen frisch - Juntura, unser
heutiges Etappenziel, bestehend aus einem guten Dutzend Häuschen, die etwa noch einmal
100 Kilometer vor Burns, der nächstgrößeren Stadt, liegen.
Wir trinken im Schatten des Lebensmittelladens ein paar Becher Sprite. Und langweilen
uns zu Tode. Es gibt hier einfach nichts zu tun. Und dass in Juntura die einzigen Menschen
in einem Umkreis von 100 Kilometern leben, hat sich offenbar auch schon unter den Gelsen
herumgesprochen: Draußen können wir nicht bleiben, sonst werden wir erstochen. Und
drinnen will man uns finanziell aussaugen: Die 32 Dollar für das Motel zu opfern, bringen
wir jedenfalls nicht übers Herz. (Warum bitte sollen wir die Melkkuh für all die anderen
Touristen spielen, die hier nicht übernachten?) Beides, die Gelsen (mit ihrer Stechwut) so-
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