Travel Reference
In-Depth Information
hat). Der Radweg ist wirklich wunderbar; da kann sich der Donau-Radweg in Sachen Glät-
te und Asphaltqualität noch was abschauen.
In Ketchum selbst trifft einen allerdings der Touristenschlag: Ein lächerliches Zehn-
Zentimeter-Sandwich und eine 20-Cents-Banane im günstigen Kombipack kosten im Su-
permarkt 4,25 Dollar - selbstverständlich noch ohne Steuern! - Das schlägt selbst einige
österreichische Skihütten …
Der gute Heini ist uns in der Zwischenzeit heimlich nachgefahren, um uns am Ende des
Radweges mit der Kamera aufzulauern und noch ein paar Erinnerungsfotos zu schießen.
Danach lädt er uns auf einen letzten Kaffee ein.
Die Kreditkartenfirma erweist sich mal wieder als äußerst erfinderisch im Konstru-
ieren künstlicher Probleme: Nachdem auf der Landkarte mit „Vale“ nun endlich ein-
mal ein größerer Ort aufgetaucht ist, durch den wir in ein paar Tagen mit Sicherheit
fahren werden (weil er am Rande der Wüste liegt und von dort aus nur eine Straße
nach Westen führt), rufe ich in der Firmenzentrale an mit der Bitte, dass man mei-
ne Notfallkarte dorthin schicken möge. Zu meiner Verbitterung ist man allerdings
nicht einmal imstande, eine geeignete Kontaktadresse in Vale zu finden. Warum das
so schwierig ist, weiß der Himmel!
Dass ich ein Fremder in diesem Land bin, mich auf Reisen befinde und keine feste
Wohn- oder Hoteladresse habe, lässt die Telefonistin völlig kalt. Dafür muss ich bei
jedem Anruf geschlagene zehn Minuten damit verbringen, meine gesamten Personal-
daten neu durchzugeben. Haben diese Leute denn keinen Computer?!
Derart im Stich gelassen, wende ich mich an die Polizeistation in Ketchum. Eine
hilfreiche Polizistin („Diese Kreditkartentypen sind doch alles Verbrecher!“) ruft dar-
aufhin ihre Kollegen in Vale an, um zu klären, ob die vielleicht meine Notfallkarte in
Empfang nehmen könnten. Nach einer weiteren Unterredung mit der Kreditkarten-
firma verspricht man mir schließlich, dass die Notfallkarte am vereinbarten Tag im
gewünschten Revier sein wird. Na also, warum nicht gleich?
Idaho, der „Kartoffel-Staat“, schimmert nun doch langsam in einem positiven Licht. Vor
uns liegen die wunderschönen Sawtooth Mountains. Und darüber hinaus bringt der Tag
auch keine weiteren Pannen - lediglich leichten, nervtötenden Gegenwind.
Gedanklich bin ich heute daheim, in Österreich, was vermutlich an dem geradezu tiro-
lerischen Bergpanorama der Sawtooth Mountains liegt. Bloß phasenweise, wenn eine Si-
tuation von der gewohnten Routine abweicht, kehre ich nach Idaho zurück … - Stefan be-
findet sich dagegen in einem Bewusstseinsloch mit erschreckendem Tiefgang. Er fühlt sich
sichtlich nicht wohl, was sich auch auf seine radfahrerischen Leistungen auswirkt: Wenn
ich ihn nicht in meinem Windschatten hinter mir herschleife, wird er zum Schmutzfleck am
östlichen Horizont.
Langsam geht mir wirklich die Luft aus. Idaho ist atemberaubend, insbesondere
dank meiner Sagebrush-Allergie. Die Sawtooths hinauf hetzen mich zwei riesige Pfer-
Search WWH ::




Custom Search