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Oma Chloe hat inzwischen ihren Wohnwagen (mit richtigen Betten!) für uns vorbereitet
und stellt uns als Willkommensgruß sogar eine Duftkerze aufs Nachtkästchen. Karens Bru-
der Chuck (der in den Bergen für seine Firma Gold sucht) lädt uns schließlich ins Haus ein,
wo wir den wohl dümmsten Film des letzten Jahrzehnts („Biodome“) bestaunen und in ei-
nem großen Eiswasserkübel nach Bierdosen fischen.
Hier sind wir wirklich gut aufgehoben - und ich bekomme endlich wieder dieses schöne
Gefühl, dank solcher Menschen überall auf der Welt zu Hause sein zu können. Und die heu-
tigen, quälenden Stunden waren doch zumindest in einem weiteren Punkt für mich nützlich:
Sie haben mir in einer ziemlich destruktiven Phase einmal mehr den speziellen Charme un-
seres Abenteuers vor Augen geführt.
17.
Are you allergic to Sagebrush?
Chuck, St. Anthony
Als Chuck mir die unmotivierte Frage stellt, ob ich gegen das örtliche Steppengras
(„Sagebrush“) allergisch bin, starre ich ihn ungläubig an: „Was für ein Busch bit-
te??“ Wie kann man denn gegen etwas allergisch sein, das man noch nie gesehen hat?
Nach langer, tiefer und erholsamer Nachtruhe sind wir bei Karen und Cook zum Früh-
stück eingeladen: Cook - nomen est omen - serviert uns mit einem gewissen Understate-
ment die besten Pancakes dieser Reise. Danach gehen wir mit Karen und den Kindern zum
nahen Fluss, um ein wenig zu planschen und zu faulenzen.
Kaum haben wir uns von dieser anstrengenden Tätigkeit erholt, gabelt uns Chuck gegen
Abend mit seinem Pick-up auf. Blödsinn machen ist angesagt! Stefan und Chuck springen
vom zehn Meter hohen Gerüst der Dorfbrücke in den Fluss, während ich mich am Ufer mit
ein paar Studenten aus der nahen Collegestadt Rexburg über Gott und die Welt unterhalte.
Mit einer Prise Smalltalk gelingt es mir dann schließlich, bei einem der Mädels eine
„Einladung“ ins College nach Rexburg herauszuschlagen.
Danach geht's aber erst wirklich los: Wir laden den Pick-up voll mit Brennholz, Bier und
Chips, holen Chucks Goldgräberkollegen und besten Freund Gabe ab und fahren mit Ste-
ve Millers „Rock n' me“ im Ohr raus in die Wüste, geradewegs der untergehenden Sonne
nach. Zwischen Lagerfeuer und Idahos sternenklarem Himmel wird dann gefeiert, was es
eben so zu feiern gibt: dass das Bier kalt ist, dass wir jetzt alle Sand in den Schuhen haben,
dass Chuck noch blödere Grimassen schneiden kann als wir und vor allem, dass uns Idaho
am Ende doch noch mit offenen Armen empfängt.
Dann zeigt uns Chuck, was man mit Sanddünen alles anfangen kann: In gestrecktem Ga-
lopp und laut schreiend rast er mit einer Bierdose in der Hand auf die Kante zu, springt ab,
als ob er's bis zum Mond schaffen wollte, trinkt im Flug seine Dose aus und wirft sie gera-
de noch hinter sich, bevor er fast zehn Meter weiter (und etliche Meter die Düne hinunter)
wie eine Bombe in den weichen Sand einschlägt. „Ja!“ - wissen wir jetzt. Das, genau das
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