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war es, was uns beim Anblick einer friedlich daliegenden Sanddüne schon immer irritiert
hat: Sie war irgendwie nutzlos. Chuck hat mit seinem beispielhaften Vorgehen allen Sand-
dünen dieser Welt wieder einen Sinn gegeben. Ein bewegender Moment.
Als der Anschauungsunterricht einigermaßen abgeschlossen ist (intellektuell kein allzu
langwieriger Prozess), folgt der praktische Teil. Schade, dass wir vergessen haben, uns für
Atlanta anzumelden … (na gut, vielleicht war auch die Messstrecke ein bisschen abschüs-
sig). - Nur Fliegen sind schöner! - Erst als uns die gelbe Pracht beim Lachen aus den Ohren
rieselt, kehren wir zum Lagerfeuer zurück.
Auch der Rest des Abends vergeht wie im Flug: Wir trinken noch ein paar Bierdosen aus,
damit wir mit Frisbees darauf zielschießen können, prügeln uns wie kleine Kinder und be-
schließen, dass es ein großer Fehler wäre, morgen schon abzufahren.
18.
Blam, blam, blamm!!!
44er Magnum
Karens Vater Charlie ist ein prima Kerl. Intolerante Geister würden ihn vielleicht einen
Rassisten schimpfen (weil er keine „Neger“ mag, wie er selber zugibt). Charlies Kinder
haben ihm freilich auf ihre Weise beigebracht, was sie von seinen Ressentiments halten:
Seine erste Tochter, Karen, hat einen Farbigen aus Samoa geheiratet, die zweite Tochter,
Amy, einen Schwarzen von der US-Army, und sein Sohn Carl ist schwul. (Carls Lebensge-
fährte nennt Charlie liebevoll „Dad“.) Charlie seufzt tief, als er von den Schicksalsschlägen
seines Lebens erzählt. Carls Lebensgefährte sei ja ein echt netter Kerl. Nur das mit dem
Schwulsein, das irritiert Charlie halt. Charlie ist auf seine Art wirklich liebenswert.
Wir vertrödeln den Vormittag. Oma Chloe vergattert uns dazu, „The Sound of Music“
auf Video zu sehen: „Ihr wollt aus Österreich kommen und kennt ,Sound of Music' nicht?“
- „Ehrlich, Oma Chloe, von ,Sound of Music' (angeblich der berühmteste österreichische
Film) haben wir noch nie was gehört!“ - Was für ein Fehler! (In manchen Augenblicken
des Lebens lohnt es wirklich nicht, ehrlich zu sein.) Während Julie Andrews mit glocken-
heller Stimme trällernd und tanzend über eine Paramount-Alm wirbelt („The hiiills are fiiil-
led with the saaaund of muuusiiik …“), entschlummern wir sanft in zwei riesigen amerika-
nischen Fernsehsesseln (der erste, der diese Dinger nach Europa bringt, wird Millionär!).
Oma Chloe weckt uns Stunden später mit der lieblichen Aussicht, dass wir mit ihrer ebenso
lieblichen Tochter Amy in Rexburg Mittagessen gehen dürfen.
Am Nachmittag sorgt der gute alte Charlie dann für rasanten Tempowechsel: „Was, ihr
wollt schon so lange in den USA sein und kennt ,The Sound of Magnum 44' noch nicht?“
- Entsetzt nimmt uns Charlie daraufhin mit hinaus zu seinem kleinen, privaten Schießplatz
gleich neben der Tierkadavergrube der örtlichen Müllhalde (beim Vorbeifahren muss man
sich halt ein bisschen die Nase zuhalten). Hier fällt es uns wie Schuppen von den Augen:
Charlie ist ein kleiner Waffennarr! Rund 40 Pistolen, Revolver und Gewehre lagert er da-
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