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Es kommen jedoch auch dreischiffige
Pläne vor, allerdings mit sehr schma-
len, verkümmert wirkenden Seiten-
schiffen (z.B. Le Thoronet, Sénanque
und Silvacane).
Nicht nur bei der römischen Saal-
form blieb es, sondern auch bei der
Überdachung mit einem schwer las-
tenden Tonnengewölbe, rund- oder
spitzbogig. Gesamteuropäisch typisch
für die Romanik waren überdies die
blockhaften Formen der Baukörper
und die Verwendung des Rundbo-
gens. Die bestechende Schönheit der
provenzalischen Bauten dieses Stils
beruht vor allem auf der Harmonie der
Proportionen, dem soliden oder kost-
baren Baumaterial und der perfekten
Ausübung des Handwerks.
Meisterhaft ausgeführte Dekora-
tionsdetails voller Symbolik, dem
christlich-feudalen Geist der Zeit ent-
springend, kann man bewundern etwa
in den Kreuzgängen von Saint-Trophi-
me in Arles und Saint-Saveur in Aix.
Insgesamt ist das Bild der romanischen
Provence-Bauten jedoch bestimmt
durch Schmucklosigkeit und Stren-
ge, Einfachheit, ja Funktionalität. Bei-
spiele par excellence für schlichte Ro-
manik sind die Zisterzienserklöster
Sénanque bei Gordes, Silvacane im Tal
der Durance und Le Thoronet in der
Ostprovence.
neuen Kunstform, die eng mit dem
neuen Selbstverständnis des französi-
schen Königtums zusammenhing. Die-
ses hatte sich seit dem Untergang der
Staufer 1250 zur größten europäi-
schen Macht aufgeschwungen. Phi-
lippe le Bel (1284-1314) spielte das
geschickt aus und verschleppte das
Papsttum in die „Babylonische Gefan-
genschaft“ nach Avignon, wo u.a. der
monumentale gotische Papstpalast,
Kirchen und Kardinalslivrées ent-
standen.
Die Provence ist so arm an goti-
schen Kathedralen, dass hier lediglich
Saint-Maximin-la-Sainte-Baume, Gras-
se, Fréjus, Digne und Aix-en-Provence
zu erwähnen wären, alle nur zum Teil
neuen Stils. Erstaunlich ist, wie sehr die
romanischen Baugedanken auch in
der Gotik weiterlebten. Denn die Kir-
chen des Südens waren mitnichten
Kopien der zum Himmel strebenden,
mehrschiffigen und lichtdurchfluteten
Bauten des Nordens. Zwar ver-
schwand die schwer lastende Steinton-
ne, doch sonst blieb alles beim Alten:
An der Dominanz des Mittelschiffes
wurde nicht gerührt, die Fenster blie-
ben klein und der Innenraum recht
dunkel; aufstrebend wirkte allenfalls
das neue Kreuzrippengewölbe.
Besondere Erwähnung verdient
schließlich der Kreuzgang der Kathe-
drale von Fréjus. Seine Decke ist mit
Hunderten kleiner Holztäfelchen de-
koriert, bunt bemalt mit Porträts, Heili-
gendarstellungen, Szenen aus dem
kirchlichen sowie alltäglichen Leben,
aber auch vielen Grotesken wie Fabel-
wesen, Nixen, Drachen, Ungeheuern
Gotik
Im Vergleich zum Norden ist die Go-
tik im Südosten Frankreichs nahezu
unbedeutend geblieben. Da das Land
erst im 15. Jh. endgültig französisch
wurde, hatte es kaum Anteil an der
 
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