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ge Überreste aus dieser Zeit erhalten.
Die recht schnelle Ausbreitung der
neuen Religion ist vor allem dokumen-
tiert durch die Baptisterien, frühchrist-
lichen Taufkapellen also, von Aix, Riez,
Fréjus, Cimiez und Venasque (letzteres
ist in der Forschung allerdings als Bap-
tisterium umstritten). Beispiele für die
frühchristliche Sarkophagkunst fin-
den sich vor allem in Arles; die größ-
ten Schätze der beeindruckenden
Gräberallee der Alyscamps stellt heute
das Museum für antike und frühchrist-
liche Kunst aus.
Während der Zeit der Franken la-
gen die Kunstzentren in Nordfrank-
reich; merowingische und karolingi-
sche Kunstwerke oder Bauten sind in
der Provence kaum vertreten. Eine
Ausnahme stellt z.B. die karolingische
Burganlage von Roquebrune bei Men-
ton dar. Noch hatte der Süden dem
Primat des Nordens nichts entgegen-
zusetzen, lange sollte ein neuer Auf-
schwung jedoch nicht mehr auf sich
warten lassen: In ottonischer und ro-
manischer Zeit versanken nämlich ih-
rerseits weite Teile des Nordens in ei-
nen tiefen Schlaf - der Süden indes er-
wachte.
Römerkunst anknüpfte. Dennoch leis-
tete sie Beachtliches, brachte rück-
blickend das architektonisch goldene
Zeitalter der Provence hervor. Lang-
sam, noch mit unsicheren Schritten,
setzte es im 11. Jh. ein und gipfelte
schließlich zwischen 1125 und 1225.
Um diese spezielle Richtung einer gro-
ßen europäischen Kunst hervorzubrin-
gen, genügte es nicht, auf das reiche
Repertoire antiker Kunst zurückzugrei-
fen. Ohne den wirtschaftlichen Auf-
schwung seit dem Ende des 10. Jh.
und ohne die besondere Qualität der
Kirchenleute und ihren Willen zu Re-
formen wäre die provenzalische Ro-
manik so sicherlich nicht entstanden.
Sie ist nicht leicht zu verstehen für
uns „moderne“ Menschen, diese ro-
manische Kunst mit ihrer rätselhaften
Symbolik fast ausschließlich sakralen
Charakters. Sie entsprang dem Den-
ken des romanischen Menschen.
Darum ein paar Worte vorweg zum
Zustand des damaligen Europa: Seit
dem ausgehenden 10. Jh. hatte es sich
zwar politisch regeneriert, doch an
Nationalstaaten war noch lange nicht
zu denken. Könige und Ritter vertrie-
ben sich ihre Zeit mit „heiligen Krie-
gen“ und Kreuzzügen, Papst Gregor
reformierte die Kirche, und die Klöster
erneuerten ihre eigene Organisation;
der monastischen Reform folgte die
Blüte auf dem Fuße.
Mit diesem äußeren Rahmen ver-
band sich der Feudalismus, ein Sys-
Romanik
Es war im 12. Jh., als die Provence ih-
re zweite große Blütezeit erlebte, und
in eben diesem Jahrhundert setzte die
Baukunst neue Höhepunkte - zum
ersten Mal nach der Antike. Von ihr
loslösen konnte und wollte sie sich
nicht, diese provenzalische Romanik,
die immer wieder an die Formen der
so gegenwärtigen und übermächtigen
Typisch romanische Kirche in Hyères
 
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