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rung der uns heute so schwer ver-
ständlichen Denkweise des romani-
schen Menschen.
Doch auch schon viel früher, lange
vor den Römern, tat sich Bedeutendes
in dem Land am Mittelmeer.
Griechen findet man auch in Nizza
und Antibes.
Die Kunst der einheimischen Bevöl-
kerung, der Keltoligurer, weist zwar
einen deutlichen griechischen Einfluss
auf, dennoch kann man durchaus von
einer eigenständigen Kunst sprechen.
Besonders über das lange Überleben
eines Schädelkultes sind wir heute
recht gut unterrichtet: die Keltoligurer
sammelten nicht nur die Schädel von
Feinden als Trophäen, sondern be-
wahrten auch diejenigen bedeutender
Stammesangehöriger auf, denn deren
Seele versprach Schutz. Bei den Hei-
ligtümern von Entremont bei Aix und
Roquepertuse bei Velaux entdeckte
man Säulen mit eingelassenen Schä-
delnischen sowie zahlreiche Kopf-
skulpturen. In Entremont kann man
darüber hinaus die Siedlungsstruktur
einer befestigten Stadt studieren, eines
der typischen keltischen Oppida.
Vor- und Frühgeschichte
Die Côte d'Azur kann sich rühmen,
mit den Felszeichnungen im Vallée
des Merveilles, dem „Tal der Wunder“
bei Tende, bedeutsame Kunstwerke
aus der Bronzezeit zu besitzen. Die
rund 40.000 Gravuren, die man bisher
rund um den Mont Bégo gefunden
hat, zeigen einen Stiergott und die
Mutter sowie menschenähnliche und
geometrische Figuren, Tiere, Werk-
zeuge und Waffen und geben so Ein-
blick in das Leben dieser frühen Be-
wohner der Seealpen. Wahrscheinlich
war der Mont Bégo ein religiöses
Kultzentrum und vielleicht - so weit
reichen die Forschungen allerdings
noch nicht - gehören die Zeichen so-
gar zu einer Art Symbolschrift.
Die Männer aus Phokäa, die um 600
v. Chr. Marseille gründeten, brachten
mit ihren Handelsgütern auch die ho-
he griechische Kultur ins Land. Zwar
trachteten sie nie danach, wie später
die Römer, das Gebiet zu erobern,
aber sie wollten Handel treiben, und
auch das bedeutet einen engen Kon-
takt zu den Einheimischen. In Marseil-
le, ihrem Hauptort, der über Jahrhun-
derte eine rein griechische Stadt blieb,
hinterließen sie naturgemäß die meis-
ten Spuren, z.B. Reste des Mauerrings
und der Tempel. Siedlungsspuren der
Römische Kunst und Architektur
Die Provincia Gallia Narbonensis er-
schien dem römischen Geschichts-
schreiber Plinius weniger als eine Pro-
vinz denn als ein „anderes Italien“ - so
vorbildlich hatte sie sich die Romani-
sierung gefallen lassen. Zunächst ein-
mal gab es überall Städte, die oft auf
keltoligurische und teils griechische
Vorgänger zurückgriffen. Am besten
erhalten sind Glanum bei Saint-Rémy
und große Ausgrabungsfelder in Vai-
son-la-Romaine. Doch auch an den
Plänen moderner Städte wie Fréjus,
Arles und Orange erkennt man noch
heute das Gesicht der römischen
Stadtanlage: Den Hauptachsen der In-
 
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