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Kunst und Architektur
rina Baie des Anges westlich von Niz-
za, deren vier Blocks über 2000 Woh-
nungen umfassen.
Während solche Anlagen und über-
haupt die Bebauung der Küste für die
Landschaftsästhetik nicht immer för-
derlich waren und sind, gibt es auf den
Dörfern andere Probleme. In den wie-
der besiedelten Dörfern im Hinterland
und im Gebirge entsteht oft ein Über-
gewicht an „Zweitwohnsitzlern“ und
Zugezogenen, worüber die einheimi-
sche Restbevölkerung nicht immer be-
geistert ist. Es kann sogar mittlerweile
vorkommen, dass diese Zugezogenen
zu den eigentlichen Wahrern des „au-
thentisch Provenzalischen“ geworden
sind, weil sie besonders hübsche Un-
terkünfte anbieten oder traditionelles
Kunsthandwerk wieder beleben.
Authentizität ist maßgebend für je-
den Urlauber, den es ins Hinterland
der Côte d'Azur, in die ursprünglich
provenzalischen Gegenden zieht. Al-
les kann, muss authentisch sein, vrai,
véritable, typique, original, traditionel, à
l'ancienne - kurz: authentique. Die
Provence verkauft nicht Sonne, nicht
Berge, nicht Meer, nicht Museen,
nicht Monumente, sie verkauft eine
Lebensart. Dass ein solcher Tourismus
individuell ist - Urlaubersiedlungen im
großen Stil gibt es hier kaum - und
natürlich hochpreisig, liegt auf der
Hand. Wer keinen Zweitwohnsitz sein
Eigen nennen kann, muss für eine sol-
che Reise ungleich tiefer in die Tasche
greifen als für einen Pauschalurlaub,
bekommt dafür aber auch einen Ur-
laub geboten, der viel Platz für neue
Begegnungen und Entdeckungen lässt.
Kunst und Architektur erlebten in der
Provence und an der Côte d'Azur im
Wesentlichen drei große Blütezeiten:
während der Antike, in romanischer
Zeit und auf dem Gebiet der spätgoti-
schen Malerei in der zweiten Hälfte
des 15. Jh. Schon vom Ende des 14. Jh.
an gab es in der Architektur keine he-
rausragenden Leistungen mehr in der
Provence, sieht man einmal ab von
schönen barocken Innenstädten etwa
von Aix oder den barocken Kirchen
und Kapellen in der Gegend von Niz-
za. Doch auch diese griffen vor allem
auf die Ideen der Île de France und Ita-
liens zurück, wie auch die Maler des
14. und 15. Jh. vor allem Italiener, Nie-
derländer und Burgunder waren.
All dies konnte nicht mehr Ausdruck
einer in sich geschlossenen Kulturland-
schaft sein, welche die Provence einst
war: Nirgendwo nämlich in ganz
Frankreich findet man die römische
Kultur derartig lebendig wie hier im
Süden, und auch nirgendwo sonst
konnte eine Romanik erstehen, deren
Kennzeichen eben jener Rückgriff auf
die römische Antike war. Die römi-
schen Denkmäler stehen hier in sol-
cher Dichte beisammen, die gesamte
Landschaft bis in unsere Zeit prägend,
dass sie geradezu als Aufforderung
verstanden werden mussten, ihre For-
men zu übernehmen, sie weiterzuent-
wickeln, ihnen den neuen christlichen
Geist einzuhauchen, wie es die Roma-
nik tat. So begegnet man nicht nur
Rom bei jedem Schritt, sondern auch
der Kunst des 12. Jh., dieser Verkörpe-
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