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Politik - Protest
und Patriotismus
Bekanntestes Beispiel für diese Ent-
wicklung ist der Technologiepark So-
phia Antipolis bei Antibes, eine Art
„globales Dorf“. Auch „Silicon Val-
ley“ des französischen Südens ge-
nannt, vereint der Park moderne Ar-
beitsplätze im Technologie-Sektor mit
Wohnanlagen für die Angestellten im
Grünen. Weit über tausend multinatio-
nale Unternehmen haben sich hier an-
gesiedelt, neben Forschungseinrich-
tungen und Ausbildungsstätten, natio-
nalen Instituten und Zweigstellen von
Universitäten.
Für die anderen Industriezweige der
Region und sogar den Dienstleis-
tungs-Sektor haben solche Technolo-
gieparks bedeutende Intensivierungs-
und Anschubeffekte. Und da Paris von
Marseille seit der Einweihung der
Schnellzugstrecke TGV Méditerranée
2001 nicht einmal mehr drei Stunden
entfernt liegt, schwinden auch die Be-
denken mancher Firmen, Filialen oder
sogar ihre Headquarters im Süden zu
eröffnen. Fachleute sprechen tatsäch-
lich schon von einem Sunbelt Shift , ei-
ner Verlagerung von Wirtschaftskraft
in den sonnigen Süden, der sich im
Laufe der letzten Jahre in Frankreich
vollzogen habe.
Seit 1848, als sich eine politische Geo-
grafie Frankreichs erstmals abzeichne-
te, gilt der französische Südosten als
Hochburg der Linken. In den vergan-
genen Jahrzehnten aber hat sich lang-
sam und allmählich ein Umschwung
angedeutet, der 1995 mit der Wahl
Jacques Chiracs zum Präsidenten sei-
nen vorläufigen Höhepunkt fand.
Einen Monat nach der Präsidenten-
kür wählte ganz Frankreich seine Bür-
germeister. Aus dem Wust von Ergeb-
nissen, die in Paris zusammenliefen,
stachen drei hervor - und lösten Ent-
setzen aus. Drei große Städte hatten
Angehörige des rechtsextremen Front
National an die Spitze gewählt - alle
drei Städte lagen in der Provence:
Orange, Marignane und Toulon. Hin-
zu kam, dass auch der neu gewählte
Bürgermeister von Nizza, Jacques Pey-
rat, bis ein Jahr vor der Wahl dem
Front National angehört hatte.
Die Provence als Stammland der
äußersten Rechten - diese Entwick-
lung verschärfte sich bei den Präsi-
dentschaftswahlen 2002. Das Ergeb-
nis kam einem politischen Erdbeben
gleich. Der Kandidat der Linken, Pre-
mierminister Jospin, schied im ersten
Wahlgang aus, schon das ein beispiel-
loser Vorgang. Doch dass ihn ausge-
rechnet Jean-Marie Le Pen geschla-
gen hatte und damit nun ein Rechtsex-
tremer im zweiten Durchgang antrat
gegen den konservativen Amtsinhaber
Chirac, das traumatisierte die Franzo-
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