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denn im Sonnenland Frankreichs weht
oft genug ein strenger Wind, der be-
rüchtigte Mistral, und Regenfälle kön-
nen sintflutartige Ausmaße annehmen.
Vor allem im Herbst , ab Mitte Sep-
tember, fallen die meisten Nieder-
schläge. Oft konzentrieren sie sich auf
einige heftige Unwetter oder kommen
als plötzlich einsetzende, heftige
Schauer daher. Die Region Provence-
Alpes-Côte d'Azur weist annähernd
die gleiche Niederschlagsmenge auf
wie die Bretagne im Norden - mit
dem entscheidenden Unterschied,
dass die Bretagne dreimal mehr Re-
gentage hat. Daher kommt es, dass
der absolut gesehen regenreiche
Herbst im Süden Frankreichs trotzdem
alles andere als verregnet ist.
Der Winter hingegen gibt sich eher
trocken und - vor allem an der Küste -
angenehm mild und sonnig. Ab dem
18. Jh. wurde die französische Riviera
daher von den Reichen des Nordens
als Winterreiseziel entdeckt. Man hielt
das Klima für gesund, worin man sich
unglücklicherweise auf Kosten der Tu-
berkulosekranken täuschte - die
Feuchtigkeit der Luft raffte viele vor
der Zeit dahin. Wintersport war da-
mals noch nicht in Mode, ist aber heu-
te während der Saison stets möglich.
Die nächsten Ski-Gebiete liegen etwa
eine Stunde Fahrzeit von der Küste
entfernt.
Ins Frühjahr schließlich fällt die zwei-
te Regenzeit der Region, die allerdings
weniger ausgeprägt ist als die des
Herbstes. Für Aktiv-Urlauber und Kul-
turtouristen gilt dies als die beste Rei-
sezeit, weil die Temperaturen nicht so
Terrassen -
die Architektur des
kleinen Mannes
Unwetter, Frost und Temperatursprünge,
diese klimatischen Besonderheiten set-
zen auch dem Boden zu: ausgetrocknet
im Sommer, ausgewaschen im Herbst,
eingefroren im Winter. Nur durch ständi-
ge Düngung wird ein ausgewogener Ge-
halt an Mineralien erreicht. Die Eisenoxi-
de, die vielerorts die Erde so wunderbar
rötlich färben, markieren für die Bauern
schlechte, ertragsarme Böden. Hinzu
kommt der oftmals zu hohe Kalkgehalt.
Sind schon die Flächen in der Ebene Son-
ne und Regen schutzlos ausgesetzt, so
greift im Bergland die Erosion noch stär-
ker an, auch dies ein Resultat des Klimas.
Gute Böden sind also rar.
Eine sehr alte Methode, neues und gu-
tes Anbauland zu gewinnen, ist das Anle-
gen von Terrassen im Bergland. Viele da-
von bestehen noch heute, von anderen
zeugen nur mehr Mauerreste. Man findet
sie in der Hochprovence und im Hinter-
land des Départements Var. Überall dort
haben sie die Landschaft verändert. Sehr
beeindruckende Terrassen befinden sich
zum Beispiel auf dem Ökoweingut „Le
Miraval“ in dem Var-Dorf Correns - Straf-
gefangene aus Toulon, so genannte Ba-
gnards, mussten dafür schuften.
Wer sich vergegenwärtigt, wie mühe-
voll der Bau solcher Terrassen gewesen
sein muss, angefangen beim Sammeln
der Steine und ihrem Transport den Hang
hinauf, der bekommt einen Eindruck da-
von, wie hart das Leben der Bauern ge-
wesen ist. Denn normalerweise baute je-
der Bauer selbst seine Terrassen. Das Bild
vom provenzalischen Bonvivant passt
nicht auf diese Menschen, die der Natur
Jahr für Jahr ein paar Quadratmeter mehr
abtrotzten und so das Überleben ihrer Fa-
milien sicherten.
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