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Rundgang
Innerhalb der Anlage ist die Kloster-
kirche der stärkste Ausdruck der zis-
terziensischen Glaubenslehre; sie kon-
zentriert sich in ihrer Form ganz auf
das Wesentliche. Sie wurde um 1175
eingeweiht, nach einer Bauzeit von et-
wa 25 Jahren. In dieser Zeit erhoben
sich im Norden Frankreichs schon die
gotischen Kathedralen. Im Süden da-
gegen baute man noch im Stil der Ro-
manik, was mit dem starken Einfluss la-
teinischer Wurzeln zu erklären ist so-
wie aus den Bedingungen der natürli-
chen Umgebung.
Die Kirche wie auch die gesamte
Klosteranlage besteht aus soliden
Steinmauern, präzise gemeißelt und
ursprünglich ohne Mörtel verbunden.
Wie die meisten christlichen Kirchen
seit dem 5. Jh. ist auch die Kirche von
Le Thoronet gen Osten ausgerichtet.
Der Grundriss beruht auf der Form
des lateinischen Kreuzes, dem Symbol
für den Körper Christi. Über dem Mit-
telschiff erhebt sich ein ganz leicht zu-
gespitztes Tonnengewölbe. Beidseitig
wird es durch Seitenschiffe gestützt,
und im Osten ist es mit einem Quer-
schiff versehen. Die Hauptapsis und
die kleinen Nebenapsiden sind mit
Halbtonnen überwölbt. Die Fresken in
den kleinen Apsiden wurden erst im
17. Jh. hinzugefügt, denn ursprünglich
gab es in den Zisterzienserkirchen we-
der Gemälde noch Skulpturen. Man
verzichtete außerdem auf bunte Glas-
fenster, Krypten und den Reliquien-
kult.
Die einfachen Proportionen der Kir-
che wirken sehr harmonisch und tra-
gen zu einer wunderbaren Akkustik
des Raumes bei. Die Mönche ver-
brachten etwa acht Stunden pro Tag in
der Kirche, wobei viele Gebete auch
gesungen wurden. In Le Thoronet
kann die menschliche Stimme bei
idealen Bedingungen bis zu elf Sekun-
den nachhallen. Im Rahmen einer Füh-
rung wird der Besucher in den Genuss
einer gregorianischen Gesangsprobe
kommen, denn die Mitarbeiter sind al-
le darin ausgebildet. Im Sommer fin-
den hier auch regelmäßig Konzerte
statt.
An die Kirche schließen sich die Sa-
kristei und das so genannte Armarium
an, die Bibliothek. Der Kreuzgang
musste bei seinem Bau an das Gelän-
de und den kalksteinhaltigen Boden
angepasst werden. Er ist daher nicht
symmetrisch, sondern folgt der Form
eines unregelmäßigen Trapezes. Die
südliche Galerie liegt außerdem zwei
Meter höher als die nördliche. Durch
seine dicken Mauern (bis 1,80 m) und
soliden Säulen wirkt der Kreuzgang
beinahe gedrungen. Typisch für die
Zisterzienser-Kunst ist das Fehlen bild-
licher Darstellungen an den Kapitellen.
Die wenigen dekorativen Elemente
sind Pflanzen nachempfunden oder
geometrische Formen.
Unten im Garten befindet sich ein
sechseckiger Anbau mit dem Kloster-
brunnen. Neben der Wasserversor-
gung diente er auch den Waschritua-
len, ein symbolischer Akt für die Reini-
gung der Seele. An der Nordgalerie
sind noch drei Eingänge zu sehen, zur
Küche, zum Speisesaal der Mönche
und zum Kalefaktorium, dem einzigen
 
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