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den Dächern, außerdem morsche Tü-
ren und Fenster, die nicht mehr schlos-
sen. Nach den Wirren der Französi-
schen Revolution wurde die Abtei bald
aufgegeben.
Seit 1840 steht sie unter Denkmal-
schutz. 1854, nachdem der Staat die
Klosteranlage gekauft hatte, begannen
Restaurierungsarbeiten, die bis heute
nicht abgeschlossen sind. Eine neue
Herausforderung erlebten die Denk-
malschützer 1984, als ein Erdrutsch -
hervorgerufen durch eine Sprengung
in den nahegelegenen Bauxit-Minen -
die Gebäude von Le Thoronet um
zehn Zentimeter gen Norden ver-
schob. Seitdem ist leider auch die
Quelle versiegt.
Der Zisterzienser-Orden -
strenge Reformen und schlichte Architektur
Die Zisterzienser-Abtei Le Thoronet wurde
im Jahr 1146 gegründet. In dieser Zeit be-
fand sich Europa - nach den Wirren der
Völkerwanderungen - in einer Phase des
Aufschwungs und der Stabilität. Die Kirche
erreichte hohe politische Macht, was sich
auch in der romanischen Baukunst wider-
spiegelte. In diese Zeit, in der Kirchen und
Klöster immer reicher und mächtiger wur-
den, fallen aber auch Reformen und die
Gründung kritischer neuer Orden.
Das Wort Zisterzienser ist aus dem Na-
men Cîteaux entstanden. Dies ist das Mut-
terkloster, das der Benediktiner-Abt Ro-
bert de Molesme im Jahr 1098 im Burgund
gründete. Robert gehörte ursprünglich zur
Abtei von Cluny, die damals ihre höchste
Blüte erlebte, berühmt und sehr reich war.
Er beschloss, zur strengen Regel des hei-
ligen Benedikt (die um 534 verfasst worden
war) zurückzukehren, die Demut, Gehor-
sam und Armut vorschreibt sowie ein
ausgewogenes Verhältnis zwischen Hand-
arbeit und geistiger Beschäftigung.
Roberts Nachfolger Etienne Harding
schrieb ab 1109 die Regel der Zisterzienser
nieder. Bald darauf wurden die ersten Toch-
terklöster gegründet: La Ferté, Pontigny,
Clairvaux und Morimond. Unter dem Abt
Bernhard, der sich für die strenge Durchset-
zung der Regel einsetzt, wurde Clairvaux
zum Mittelpunkt des Zisterzienser-Ordens.
Er verbreitete sich in ganz Europa und um-
fasste im 13. Jh. nicht weniger als 700 Ab-
teien.
Die Architektur zisterziensischer Kloster-
anlagen spiegelt immer auch die ideellen
Grundlagen des Ordens wider. Die Gebäu-
de sind stets nach der Logik und den Anfor-
derungen des täglichen Lebens der Mön-
che organisiert. Die Ordensregel schreibt
zum Beispiel vor: „Das Münster wird nach
Möglichkeit so erbaut, dass es in seinen
Mauern alles Notwendige enthält, wie
Wasser, eine Mühle, einen Garten, Werk-
stätten für verschiedene Berufe, um zu ver-
meiden, dass die Mönche auswärts arbei-
ten müssen.“
Neben dieser wirtschaftlichen Autarkie
jedes einzelnen Klosters sollte die Architek-
tur auch die Demut des Menschen vor sei-
nem Schöpfer widerspiegeln. Die betonte
Strenge, Schlichtheit und Schmucklosig-
keit von Le Thoronet legt von diesem Glau-
ben Zeugnis ab.
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