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wirtschatliche und öfentliche Nutzungen, Verkehr- und Entsorgung. In Deutschland
ist noch immer ein erheblicher Verbrauch an Böden durch die Entwicklung von
Siedlungen und Verkehrsanlagen festzustellen. Dieser Flächenverbrauch nimmt aber
nach Angaben des Statistischen Bundesamtes allmählich ab. Betrug er 2000 noch
ca. 130 ha pro Tag, ist er 2012 auf ca. 70 ha pro Tag gefallen. Dies entspricht etwa
100 Fu ß ballfeldern täglich. Der R ü ckgang des Flächenverbrauchs wurde zum einen
ausgelöst durch den demograischen Wandel (der Abnahme der Bevölkerung), zum
anderen durch die nationale Nachhaltigkeitsstrategie , die einer Innenentwicklung
(also der Verdichtung des Stadtraumes) eine grö ß ere Priorität einräumt als der
Au ß enentwicklung (also der Entwicklung suburbaner Räume).
Aufgrund seiner Funktionen ist der Boden ein Schutzgut (Bundesbodenschutz-
Gesetz BBodSchG). Bereits 1962 veröfentlichte die amerikanische Biologin Rachel
Carson das Buch Silent Spring (Carson 1962). In diesem Buch erklärt sie, wie
Chemikalien, insbesondere Pestizide und Insektizide, Böden, Fl ü sse, Seen und das
Meer verschmutzt haben, wie sie in die Nahrungskette gelangt sind und die Ökosysteme
schädigen. Die chemische Industrie warf ihr Alarmismus vor und versuchte, ihre
Arbeit zu diskreditieren. 1963 sprach sie vor dem amerikanischen Kongress und
forderte eine neue Umweltpolitik. In einen Radiointerview konstatierte sie:
„Man's attitude toward nature is today critically important simply because we have
acquired a fateful power to alter and destroy nature. … Now, I truly believe, that we
in this generation, must come to terms with nature, and I think we're challenged as
mankind has never been challenged before to prove our maturity and our mastery,
not of nature, but of ourselves.“
Rachel Carson starb nur ein Jahr nach diesem Interview. Unter dem Eindruck dieses
Buches entstand 1992 die Rio-Deklaration . Viele Schadstofe sind jedoch noch heute
in unserer Umwelt nachweisbar. So indet man zum Beispiel das in den 1970er Jahren
verbotene Insektizid DDT in der Muttermilch von Eisbären. Der von Meadows et al.
(1962, 1992) prognostizierte, verzögerte Schadstofabbau (Abb. 13.1) ist tatsächlich zu
beobachten.
Altlasten und Flächenrecycling
Um den Flächenverbrauch zu reduzieren, ist es erforderlich, Flächen zu recyceln.
Flächen recycling war ein Leitthema der Internationalen Bauausstellung IBA Emscher
Park . Von 1989 bis 1999 wurden im Ruhrgebiet viele brachliegende Industrie- und
Montanareale wieder nutzbar gemacht. Beim R ü ckbau treten nicht nur Proble-
me mit Baugrundstörungen (massive Fundamente, Hohlräume etc.) auf. Bau-
grundkontaminationen verschiedenster Art wie Heizölverschmutzungen aus alten
Öltanks oder Schwermetalle aus industriellen Prozessen komplizieren die Wieder-
nutzbarmachung . Die Aufgabe des Ingenieurgeologen ist es, diese Baugrundstörungen
zu lokalisieren, zu charakterisieren und gegebenenfalls zu eliminieren.
In den Kapiteln 4, 6 und 7 wurde dargestellt, wie man Suchziele ortet und erkundet.
Im Folgenden wird erläutert, wie Baugrundschädigungen extrahiert, isoliert oder neu-
tralisiert werden.
Ein Störkörper wie ein massives Fundament oder ein Öltank wird meist ausge-
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