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auch der „Blanke Hans“ im Nacken, be-
drohte die Küste und die Dörfer.
Neben diesen architektonischen Mo-
numenten herrscht hier auf Eiderstedt
durchgehend grüne Weite vor, unterbro-
chen nur von kleinen und kleinsten Dör-
fern und drei etwas größeren Orten. Die
Natur ist ein gewaltiges Pfund hier auf
Eiderstedt. Gemächlich kauen Schafe
und Kühe das Gras auf den Wiesen, der
Himmel ist weit und mit zerrissenen
Wolken gesprenkelt, und immer weht
ein wenig Wind und bläst einem den
Kopf frei. Die überschaubare Halbinsel
kann man sich prima per Fahrrad er-
schließen, das Radwegenetz ist gut aus-
geschildert. So nähert man sich langsam
und fast automatisch neugierig einem
abseitigen Dorf. Schaut vielleicht mal in
die beinahe obligatorische Kirche, findet
vielleicht einen versteckten Kunsthand-
werker oder einen idyllischen Gasthof.
Und dann ist da noch St. Peter-Or-
ding, der größte Ferienort an der gesam-
ten Westküste von Schleswig-Holstein.
Nur nach Sylt fahren noch mehr Gäste.
St. Peter-Ording hat einen unvergleichli-
chen Strand, auch hier kann man allen-
falls Sylt und mit Abstrichen noch Am-
rum als Konkurrenz ins Feld führen.
Stolze 12 km misst er in der Länge und
bis zu 2 km in der Breite. So riesig der
Strand, so weitläufig ist auch der Ort
selbst. Und der wird von sehr vielen
Gästen angesteuert. trotzdem verteilt
sich alles auf dem breiten Strand. Außer-
dem gibt es ja auch noch das „andere“
Eiderstedt, und beides ergänzt sich aufs
Vortrefflichste.
Neben St. Peter-Ording gibt es noch
zwei größere Orte auf Eiderstedt, Tö n -
ning und Garding, und viele kleine
Dörfer. Außerdem 20.000 Schafe bei
19.000 Einwohnern. Das zeigt, dass die
Landwirtschaft noch immer ihren Stel-
lenwert hat und der Tourismus keines-
wegs allein das Zepter schwingt.
Friedrichstadt
„Die Holländerstadt“ nennt sich Fried-
richstadt, denn sie wurde 1621 von hol-
ländischen Einwanderern gegründet.
Diese Einwanderer waren Remonstran-
ten - Anhänger einer speziellen Form
des Protestantismus -, die in Holland
wegen ihres Glaubens verfolgt wurden.
Indem Herzog Friedrich III. ihnen reli-
giöse Freiheit und Toleranz versprach,
bewegte er sie zur Übersiedlung nach
Norddeutschland. Er erhoffte sich von
den Holländern wirtschaftlichen Auf-
schwung.
Die Einwanderer bauten eine Ort-
schaft ganz nach holländischem Vorbild,
am 24. September 1621 wurde der
Grundstein gelegt. Entstanden ist ein
zauberhaftes Städtchen mit rechtwink-
lig angelegten Straßen und Grachten so-
wie Häusern mit klassischen Treppen-
giebeln. Auffällig sind auch die typisch
holländischen Hausmarken, die auf den
Besitzer verweisen.
Die religiöse Toleranz zog in den fol-
genden Jahrhunderten eine Vielzahl von
Glaubensgemeinschaften nach Fried-
richstadt, nur die Nazis machten bezüg-
lich der Toleranz eine unrühmliche Aus-
nahme. Die hiesige jüdische Gemeinde
wurde von ihnen ausgelöscht; ihre Syna-
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