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men allmählich zusammen. Noch heute
symbolisieren drei Schiffe im Eidersted-
ter Wa p p e n die ursprüngliche Insellage.
Die geschichtlichen Anfänge bleiben
etwas im Dunklen. Entlang der Eider
entstanden erste kleine Siedlungen
gleich nach der Jahrtausendwende, aber
Sturmfluten zerstörten hier mehrfach
die Felder und Häuser. So um das 8. Jh.
kamen bereits Friesen in das Gebiet. Et-
wa seit dem 12. Jh. sind Warften bekannt
aus einigen Orten wie Osterhever oder
Westerhever. Politisch unterstand Eider-
stedt seit dem 14. Jh. dem Herzog von
Schleswig. Im 16. Jh. kamen holländi-
sche Mennoniten auf die Halbinsel, da-
durch wurde die Milch- und Käsepro-
duktion stark angekurbelt. Im 17. Jh.
verschwand die friesische Sprache, das
Plattdeutsche dominierte fortan.
Das ist schon ein besonderer Land-
strich, dieses Eiderstedt. Auf drei Seiten
von Wasser umgeben und an der vierten
Seite von einem Geestrücken begrenzt.
Saftige Wiesen auf fettem Marschboden
hatten die Eiderstedter Bauern schon
immer. Dadurch fraßen sich die Schafe
und Rinder fetter als anderswo. Kein
Wunder, dass sich Ende des 19. Jh. ein
regelrechter Vieh-Export nach England
entwickelte. Ja, die Eiderstedter Bauern
wussten, was sie hatten, und einige zeig-
ten es auch. Gewaltige Hofe, sogenannte
Haubarge, zogen sie hoch, Wohlstand
und Wertgefühl ausdrückend. An die 70
sind es heute noch, früher sollen es sogar
400 gewesen sein. Der bekannteste ist
noch heute der „Rote Haubarg“ in Witz-
wort. Auffällig auch, dass beinahe jedes
Dorf seine eigene Kirche hat, insgesamt
18 Gotteshäuser stehen hübsch verteilt
auf der Halbinsel. Auch so etwas drückt
Wohlstand aus. Aber immer saß ihnen
Eiderstädtische
Architektur
Auf Eiderstedt gab es drei Haustypen,
die auch den unterschiedlichen Grad des
Wohlstand ausdrückten.
±
Haubarge: Sehr große und hohe Häu-
ser, bei denen Mensch und Vieh unter ei-
nem Dach lebten. Der Wohnteil lag um
Küche und Diele, allein schon, weil es dort
am wärmsten war. Das „gute Wohnzim-
mer“, der Pesel, wurde nur zu besonderen
Anlässen genutzt und auch mit Gästen
nur selten betreten, für den Alltag gab's
das „tägliche Wohnzimmer“. Im Keller
wurde Butter und Käse gelagert, für das
Vieh gab es geräumige Ställe. Darüber la-
gerte man Heu und Getreide sprichwört-
lich bis unters Dach. Daher auch der Na-
me, denn Haubarg bedeutete „Heu ber-
gen“ bzw. stapeln. Die vollbeladenen Ern-
tewagen konnten durch das große Tor bis
auf die Dreschdiele fahren, wurden dort
abgeladen, und dort konnte dann auch
das Stroh gedroschen werden, bevor es
schließlich oben gelagert wurde.
±
Langhaus: Eine Diele trennte die Räu-
me in einen vorderen Wohn- und einen
hinteren Wirtschaftsbereich. Die Häuser
waren bis zu 30 m lang, aber längst nicht
so hoch wie ein Haubarg. Das Vieh stand
hinten im Stall, die Menschen wohnten
vorne. Ein gutes Beispiel ist das Eidersted-
ter Heimatmuseum in St. Peter-Ording.
±
Katen: Dies waren kleine Häuser der
Tagelöhner und der armen Menschen. Sie
bestanden zumeist nur aus zwei Räumen,
der Küche und einem Raum, in dem ge-
schlafen und gewohnt wurde.
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