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Der Pfarrer von Neustadt bei Stolpen,
Wilhelm Leberecht Götzinger (1758-
1818), verfasste drei Jahre nach Nicolai
den Reisebuch-Klassiker „Schandau und
seine Umgebungen oder Beschreibung
der so genannten Sächsischen Schweiz“,
einen bis heute nützlichen Reisebeglei-
ter, der mit Vergnügen zu lesen ist.
schen, da jener bezeichnend genug für
dieses, von gewaltigen Felsenriesen um-
lagerte, von engen Schluchten durch-
furchte, reizende und liebliche Thal-
undt Bergland ist, dagegen der hochtra-
bende, jüngere Name, zu Erwartungen
berechtigt, die dem Reisenden durchaus
nicht erfüllt werden.“
Schon bald erscheint die „Sächsische
Schweiz“ als Sehnsuchtsort in der Litera-
tur, so in Theodor Fontanes Roman „Ir-
rungen, Wirrungen“ (1888) über eine
nicht standesgemäße Liebe. Recht über-
raschende Sprachbilder findet der Schle-
sier Heinrich Laube in seinen in den
1830er Jahren erschienenen Reisenovel-
len: „Die sächsische Schweiz ist ein
Milchschwesterchen des Riesengebirges,
der schlimme, gewaltige Bruder hat alle
Kraft in sich gesogen, nur die Anmuth,
die feine Taille und der hüpfende Wuchs
ist dem Schwesterlein geblieben. Das
Riesengebirge ist der Napoleon der deut-
schen Berge, die sächsische Schweiz des-
sen leichte, bewegliche Josephine, wel-
cher er mit der Tafelfichte die Hand
reicht.“
Der Name
„Sächsische Schweiz“
Unter den frühen Reiseliteraten war die
Bezeichnung „Sächsische Schweiz“
durchaus umstritten. Nicolai war begeis-
tert: „Einige Schweizer haben dieser
neuerlich so genannten Schweiz noch
Vorzüge jener, an den fürchterlichen Al-
pen liegenden, zugestanden. Dort, sag-
ten sie, hätten sie freilich höhere Berge
und furchtbarere Gebirge gesehen, aber
schwerlich würde man eine solche fin-
den, wo die Rauhigkeit mit so viel An-
mut gepaart ist wie hier.“
Auch der schwärmerische Götzinger
meinte vergleichend: „Und eben diese
äußerlichen Formen dieser Gegend wer-
den durch keine andre Benennung, wel-
che man ihr hat geben wollen, so cha-
rakteristisch ausgedrückt, als durch die-
se; wir wollen sie also immer beibe-
halten.“
Dagegen mäkelte Ferdinand Thal in
seinem instruktiven Werk „Neuester
kurzgefasster und doch vollständiger
Wegweiser durch die sächsische
Schweiz“ (Dresden, 1846): „Der Name
‚Meißner Hochland' ist älter, und in der
That hätte man nicht nöthig gehabt,
denselben mit dem nur wenig passenden
der ‚sächsischen Schweiz' zu vertau-
Die romantischen Maler
Caspar David Friedrich (1774-1840)
lebte tagelang wie ein Einsiedler im Ut-
tewalder Grund, bevor er am 28. August
1800 das „Felsentor“ zeichnete. Von ihm
gibt es Bleistift- und Sepiaskizzen der Li-
lienstein- und Winterberge-Gegenden
sowie mehrere Hauptwerke, die von der
Sächsischen Schweiz angeregt wurden.
Dazu gehören der „Ausblick ins Elbtal“
(1807), die „Felsenschlucht“ (1811) und
der berühmte „Wanderer über dem Ne-
belmeer“ (1818).
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