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zeigen konnten, kamen durhaus die naheliegenden Ursahen zur Sprahe, die aus
dieser shweren Flut erst eine Katastrophe gemaht haten: die fehlende Erinnerung
an frühere Elbüberlutungen, die Bebauung der als Überlutungslähen dienenden
Elbauen nah der Wiedervereinigung von 1989 und eventuelle Abstimmungsshwi-
erigkeiten zwishen den Hilfsdiensten in Ost und West. 13 Doh die Medien-
berihterstattung untershied sih von früheren Katastrophen vor allem dadurh,
dass von Anfang an Klimaforsher im Fernsehen und in der Presse präsent waren
und Auskunt gaben. Ihre Anwesenheit shuf einen größeren Kontext, der hinaus-
ging über das Management einer Katastrophe, mit der zu rehnen war: Die Elbelut
wurde von Beginn an in den Kontext des Klimawandels gestellt. Klimaforsher wie
Mojib Latif zogen sih waker aus der Afäre, indem sie betonten, dass man ein Ein-
zelereignis rein wissenshatlih niht aus dem Klimawandel ableiten könne. Allerd-
ings sei natürlih in Zukunt als Folge des Klimawandels vermehrt mit solhen
Katastrophen zu rehnen, und deshalb sei es wihtig, endlih Maßnahmen niht nur
zum Katastrophenshutz, sondern auh zur Emissionsminderung zu ergreifen. Die
eigentlihen Ursahen der Elbelut, die gesellshatliher Natur waren, gerieten
shnell in den Hintergrund, während unsere Lebensweise im Allgemeinen und un-
sere Sorglosigkeit im Umgang mit einer Natur, die nun zurükshlug, in den Vorder-
grund traten. Hier wurde exemplarish ein rhetorishes Muster vorexerziert, das bis
heute immer wieder zur Anwendung kommt: Es wird zwar betont, dass streng wis-
senshatlih kein ursähliher Zusammenhang zwishen Klimawandel und Ein-
zelereignis hergestellt werden kann, aber gleihzeitig unausgesprohen nahegelegt,
dass dem gesunden Menshenverstand zufolge natürlih der Klimawandel die Elbe-
lut verursaht hat. Der Klimadiskurs erwies sih von Anfang an als eine interess-
ante und lexible Gemengelage aus wissenshatlihen und kulturellen Deutungs-
mustern.
Man trit den Wissenshatlern in der deutshen Klimaforshung kaum zu nahe,
wenn man feststellt, dass der überwiegende Teil ihrer Repräsentanten in der Öfent-
lihkeit in den vergangenen zwei Jahrzehnten tendenziell „alarmistish“ argumen-
tierte. Die Kommunikationsstrategie bestand im Wesentlihen darin, die möglihen
dramatishen Folgen des menshengemahten Klimawandels zu beshreiben. Es
ging um „Wahrüteln“, um „Aktion einfordern“. Dazu durte auh mal übertrieben
oder zugespitzt werden, was auh den Interessen der Medien entgegenkam. Die
Medien wurden vor allem anfangs als willfährige Sekretäre betrahtet, die aufzus-
hreiben und massentauglih zu druken haten, was Wissenshatler als Wahrheit
 
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