Geoscience Reference
In-Depth Information
8. Wege aus der Klimafalle: Den
Klimawandel in die Welt bringen
Wie wir in den letzten Kapiteln gesehen haben, besteht die Klimafalle darin, dass der
menshengemahte Klimawandel als eine rein naturwissenshatlihe Frage darges-
tellt wird. Dadurh werden die Möglihkeiten der gesellshatlihen Reaktion auf den
Klimawandel als dem naturwissenshatlihen Wissen nahgeordnet verstanden.
Naturwissenshat repräsentiert in diesem Duktus „Wahrheit“, und die Folgerungen
aus diesem Wissen sind unabweisbar, niht mehr verhandelbar.
Drei Vorbehalte gegen dieses Vorgehen sind besonders gravierend. Erstens ent-
mündigt es die sozialen Akteure und shränkt demokratishe Willensbildung massiv
nötige politishe Debate über den Umgang mit dem Klimawandel in elitäre Sem-
inarräume voller Fahidioten verbannt, wo apokalyptishe Szenarien und Dogmen
wie „Was niht sein darf, das kann niht sein“ blühen, während die in der Wis-
senshat unabdingbare permanente Skepsis und die Notwendigkeit von Falsiika-
tionsversuhen als Defätismus („wird von den Skeptikern missbrauht“) unter die
Räder kommen. In anderen Worten: Die Wissenshat wird politisiert. Die Nützlih-
keit einer Aussage steht im Zentrum und niht die Wissenshatlihkeit (ualität der
Methodik), die zu der Aussage führte. Und shließlih führt die geringe Präsenz von
Sozial- und Kulturwissenshaten zur Revitalisierung von eindimensionalen Folger-
ungen, mangelnder Relexivität und deterministishen Fantasien.
Die Netowirkung ist das Ausbleiben einer umsetzbaren Klimapolitik, weil diese
niht ernsthat verhandelt werden kann vor dem Hintergrund von antagonistishen
Extrempositionen und solange es um den Sieg im Konlikt und niht um dessen
Lösung geht. Die soziale Institution „Wissenshat“ verkommt zu einem Ersatz-
shauplatz für einen nur gesellshatlih lösbaren Konlikt. Wissenshat als die Kon-
struktion von Wissen mit der wissenshatlihen Methode, die Skepsis ebenso wie
Wiederholbarkeit, Möglihkeit der Falsiikation und (auh: politishe) Uneigen-
