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oben ansteigende Kurve illustriert den Artikel. Der Ethnologe nimmt die Meldung
zum Anlass, über die große Klimaerzählung nahzudenken:
„Wir sind, so der Soziologe Bruno Latour, nie modern gewesen. Noh immer
sitzen wir ums Lagerfeuer und erzählen uns mythishe Geshihten und versuhen
die Angst zu bannen, dass uns der Himmel auf den Kopf fällt. Diese Angst trägt
heute den Namen Klimawandel. Stellen wir uns für einen Moment vor, wir wären
ein Ethnologe wie Claude Levi-Strauss und beugten den Kopf über eine dieser
mythishen Erzählungen, die ihm von der Welt der Wilden zugetragen worden
sind. Wer sind diese Wilden, die in den Spiegel shauen und das Klima zurükblik-
en sehen? Können wir eine Struktur erkennen, eine Symmetrie?“
Im Anshluss entspinnt sih im Kommentarteil eine lange Diskussion über die
Bedeutung dieser neuen symbolträhtigen Kurve. Es meldet sih ein Skeptiker zu
Wort, der die Gelegenheit nutzt sein Mantra zu deklamieren, dass kein Zusammen-
hang zwishen Anstieg von CO 2 und der Temperatur nahweisbar sei. Andere
Kommentatoren kritisieren, dass hier wieder einmal irgendein Forshungsergebnis
durh die Medien zu einer Katastrophe umgedeutet und „aufgesext“ würde. In die
üblihe Medienshelte mishen sih aber auh nahdenklihe Stimmen und Überle-
gungen, inwieweit die Forsher selbst den Symbolwert gleih mitliefern, der die
Kurve erst ins Rampenliht bringt. Die originale Pressemeldung der US-Weterbe-
hörde NOAA wird im Internet reherhiert, und tatsählih, auh hier sind die
Daten shon als Übershreitung eines Grenzwertes gekennzeihnet. Ein anderer
Kommentator verweist auf den Konstruktionsharakter wissenshatliher Erkennt-
nis, was wütende Naturwissenshatler auf den Plan rut, die objektive Erkenntnis
vor konstruktivistishem „anything goes“ verteidigen. Der Klimawandel sei ein wis-
senshatliher Fakt, eine objektive Realität, die vor den Relativierungen der Kultur-
wissenshatler geshützt werden müsse. Worüber die Skeptiker nur lahen können,
da ihrer Meinung nah die Wissenshat genau das Gegenteil beweise. Es kommt zu
gegenseitigen Angrifen und fast shon rituellen Beleidigungen, die den Ethnologen
wiederum an das Stammesverhalten in der Klimadebate erinnern.
So mäandert die Debate ausgehend von einem Messwert in der Arktis wie ein
langer Fluss vor sih hin und setzt das Globale und das Lokale, das Private und das
Öfentlihe, den Süden und den Norden und letztlih Got und die Welt zueinander
in Beziehung. Am virtuellen Lagerfeuer der „Klimazwiebel“ inden sih Natur- und
Geisteswissenshatler, Skeptiker und Warner, Experten und interessierte Öfentlih-
keit ein. Gemeinsam diskutieren sie anhand einer Messung in der Arktis die Welt
 
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