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6.3 Verdunstung (Evaporation)
Zum Verständnis landschaftsökologischer Zusammenhänge und da-
mit auch für die Existenz wüstenhafter Verhältnisse wichtig ist der
Parameter Verdunstung. Er bestimmt das Maß der Aridität eines
Wüstenraumes. Problematisch ist die Verdunstungsmessung, mit der
letztlich die Niederschlagsbilanz eines Raumes zu bestimmen ist. Der
Bedeckungsgrad durch Pflanzen liegt in echten Wüsten deutlich unter
50 %. Damit ist die Rolle der Transpiration vergleichweise gering; sie
sollte aber bei einer verlässlichen Messung mit einbezogen werden
(Evapotranspiration). Die Verdunstungsrate aus genormten Gefäßen
unter Kontrolle der steuernden Faktoren Temperatur, Einstrahlung,
relativer Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit ist im Ergebnis immer
noch deutlich von der einer natürlichen (Boden-)Oberfläche entfernt.
Mitbestimmt wird die Verdunstungsrate von den Eigenschaften des
betroffenen Substrats (Porosität, Albedo etc.).
In heißen Wüsten übersteigt die potenzielle Evaporation das
Vielfache des Niederschlagsangebots. Als Faustregel gilt eine Spanne
zwischen 2000 und 4000 mm/Jahr. In Extremwüsten sind die Werte
noch höher: bis 6000 mm in Teilen der Ost-Sahara; ~4260 mm/Jahr
im Death Valley (Kalifornien). Hier fallen im langjährigen Mittel
45 mm Niederschlag (Tab. 6); die potenzielle Evaporation ist also etwa
100-fach höher.
Zur Kategorisierung des Feuchtehaushalts und zur Typisierung von
Trockengebieten sind diverse Ariditätsindizes eingeführt worden. Die
UNESCO (1979) setzt den Gebietsniederschlag (P) in das Verhältnis
zur potenziellen Evapotranspiration (ETP). Der resultierende Index
< 0,03 bedeutet Hyperaridität, ein Index zwischen 0,03 und 0,2 gilt
für aride Gebiete (z. B. saharische Hochgebirge). Die Ost-Sahara ist
der größte hyperaride Raum, weitere Wüsten mit dem Index <0,03
sind: Danakil-Senke (Äthiopien), Rub al Khali und Nefud (Saudi-
Arabien), ein Küstenstreifen am Roten Meer, Oman, Lut (Iran) und
Taklimakan, Atacama (Chile und Peru), Death Valley (Kalifornien).
Die Ost-Sahara ist neben der Atacama die einzige Wüste mit einem
Budyko-Lettau-Trockenheitsindex >200, d. h. durch die mittlere jähr-
liche Nettostrahlung ließe sich das 200fache des Jahresniederschlages
verdampfen. (Weitere Indizes s. Kap. 2).
Im Unterschied zu anderen Klimaten oder Ökosystemen hat der
Wind in Wüsten eine multiple landschaftsökologische Funktion und
eine unmittelbare Wirkung auf die karge Tier- und Pflanzenwelt. In
manchen Wüsten treten saisonal oder auch episodisch charakteris-
tische Winde auf, die regionale Namen tragen. Diese sehr heißen Win-
de vernichten bisweilen die ephemere (Winterregen-)Flora binnen
weniger Stunden:
Harmattan (Sahara, Maghreb)
Schamsin/Khamsin (Mittlerer Osten)
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