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Aber auch bei den Temperaturen sind keine pauschalen Kennzeich-
nungen möglich. Als die heißesten der heißen Wüsten mit Jahres-
mitteltemperaturen von 25 - 28 °C gelten die Wüstenabschnitte des
Sahel und die madagassische Wüste. Betrachtet man die tiefliegenden
Wüsten (<500 m ü. M.), so liegen die Jahresdurchschnittswerte bei
20 - 25 °C; höhere Bereiche verzeichnen 15 - 19 °C. Absolute Niedrig-
werte fallen unter - 6 bis -12 °C. Die täglichen wie jährlichen Schwan-
kungen sind höher als im Tiefland, wo auch die jährliche Temperatur-
amplitude zwischen wärmstem und kältestem Monat) weit höher
ist als z. B. in Küstenwüsten . Diese besitzen ein weit stärker aus-
geglichenes, gemäßigtes Temperaturregime als die Wüsten mit
geringer Luftfeuchte. Sowohl die küstennahen Bereiche der Namib
als auch der Atacama zeigen niedrige Jahreswerte der Temperatur
zwischen 16 und 19 °C. Die wärmsten Monate sind recht kühl und
die kältesten relativ mild. Hier gelten die sonst üblichen Extremwerte
und -schwankungen nicht. Die niedrigsten absoluten Temperaturen
fallen nur selten unter den Gefrierpunkt. Tropische Wüsten sind auch
im Winter noch warm, aber in den kontinentalen Mittelbreiten wie
Innerasien treten sehr kalte Winter mit Temperaturen weit unter 0 °C
auf (Abb. 61, 62). So liegt die Jahresamplitude der Sahara bei 25 °C,
die Innerasiens bei 40 °C.
Für die landschaftsökologischen Parameter, vor allem für die Bo-
denwasserhaushalts- und Wurzelraumbedingungen, sowie für die im
Boden lebenden Tiere und Organismen ist der Tiefgang der diurnalen
und jährlichen Temperaturschwankungen von Bedeutung. Evenari
(1985) zeigt an einem Beispiel aus der Negev-Wüste: Bei 50 cm Tiefe
schwankt die tägliche Temperatur um weniger als 0,5 °C; bei 100 cm
Tiefe bleibt die Temperatur über das Jahr hinweg nahezu konstant
bei 20 °C. In der für das Bodenleben maßgeblichen Zone bis 100 cm
Tiefe und auch in den oberen 20 - 50 cm Tiefe herrschen selbst in der
heißesten Jahreszeit moderate, günstige Temperaturen (Abb. 24). Der
Grund dafür liegt in der schlechten Wärmeleitfähigkeit der Luft; der
Effekt wird durch die oft groben Poren der Wüsten-Substrate ver-
stärkt. Ist ein Steinpflaster ausgebildet, so werden Tages- und Jahres-
gang der Schwankungen zusätzlich gedämpft.
Modifiziert werden die Bodentemperaturen durch die Exposition:
Sonnenhänge erwärmen sich in 10 cm Tiefe etwa 5 °C stärker wäh-
rend der heißesten Jahreszeit. Bei der maximalen Sonnenscheindauer
von 4000 Stunden pro Jahr - als Vergleichszahl für die Einstrahlung
- verzeichnet die Atacama die höchsten Werte mit 91 %. Die Namib-
Nebelwüste (gemessen bei Alexander Bay/Südafrika) erhält die nied-
rigste direkte Sonneneinstrahlung mit 2300 Stunden (56 %). Insge-
samt haben heiße Wüstengebiete eine hohe Albedo aufgrund der
fehlenden bzw. sporadischen Vegetation, was den Wärmeeintrag
dämpft.
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