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die Jagdareale und zwang zu sesshafter Lebensform mit sozialen Hie-
rarchien. Zunehmender Bedarf an Nahrungsmitteln erforderte die
Nutzung regionaler/lokaler Ressourcen. Dörfliche Siedlungsweise
und Ackerbau bildeten den dominanten Lebensstil des sog. Early Pre-
Pottery Neolithic . Um 6000 - 8000 v.Chr. etablierte sich dann das Pre-
Pottery Neolithic. Zwar gab es noch keine Keramik, aber paläobota-
nische Untersuchungen belegen, dass Feldfrüchte in Siedlungsnähe
gezogen wurden, die höchst wahrscheinlich auch bewässert wurden.
„Ähnliche zeitgleiche Entwicklungen über migrationsbedingt steigende
Bevölkerungsdichte zu resultierenden gesellschaftlichen und technologischen
Innovationen scheinen sich auch in anderen Trockengebieten der Alten Welt
vollzogen zu haben.“ (Eitel 2007). Entsprechende Untersuchungen lie-
gen aus dem Gebiet des mittleren Niger, vom Indus und aus China
vor, wo der Getreideanbau ebenfalls vor 4000 Jahren v.Chr. begann.
Nach Issar & Zohar (2004) geht - bei hohem Bevölkerungswachs-
tum - die Entwicklung der städtischen Zentren in Mesopotamien mit
starken Aridisierungsphasen zwischen den Jahren 3500 und 3000
v.Chr. einher. Die Bronzezeit als metallurgische Innovation löst das
Chalkolithikum (Kupfersteinzeit; Jüngeres Neolithikum) ab. In den
Städten herrscht klare Arbeitsteilung und eine vertikale Gesellschafts-
ordnung. Architektur und Schrift unterstreichen den zivilisatorischen
Fortschritt. Konflikte mit dem nomadischen Umfeld führen zur Be-
festigung der Städte.
Daraus lässt sich ableiten: Generell scheinen die Wüstenränder in
feuchteren Zeiten wie dem Postglazialen Klimaoptimum traditionel-
len Formen der Nutzung entgegenzukommen: Diffuse Jagd- und
Sammeltätigkeit sowie Pastoralnomadismus oder sesshafte Viehhal-
tung; Fischerei an Seen und Flussläufen. Die Versorgung aus der Natur
stimulierte nur wenige Innovationen. Anders ist die Situation wäh-
rend der progressiven Aridisierung im Subboreal (Abb. 6). Die großen
(Fremdlings-)Flüsse wie Nil oder Euphrat und Tigris ziehen die Men-
schen an. Flusswasser wird zur Grundlage des neuen Feldbaus; es ent-
stehen bedeutende Stadtkulturen z. B. im Zweistromland. Während
sich das Ökoton Wüstenrandgebiet raumgreifend wieder einstellt, ge-
schieht Zuwanderung und innovative, konzentrierte Kultur- und Ge-
sellschaftsentwicklung entlang allochthoner Flüsse. Mit der Restitu-
tion von Wüstenrandgebieten bzw. Wüsten im mittleren Holozän
wird Migration und damit auch ein kultureller, gesellschaftlicher und
kulturtechnischer Entwicklungsschub in den Flussoasen ausgelöst.
3.4.4 Die südperuanische Atacama: Prähistorie und
Klimawandel
Das Beispiel der Nasca-Kultur in der südperuanischen Wüste Atacama
zeigt, wie ihre Blüte und der Niedergang sowohl vom Zufluss aus
dem andinen Hoch- und Hinterland und damit von der Reichwei-
te des Monsuns über den Anden-Hauptkamm hinaus bestimmt wur-
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