Geoscience Reference
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Mit dem vor etwa 160 Mio. Jahren (Jura) einsetzenden Zerfall des
Urkontinents Gondwana begann die eigenständige geomorpholo-
gische Weiterentwicklung Australiens: In den letzten 100 Mio. Jahren
entfernte sich Australien immer mehr von Antarktika und driftete
mit knapp 10 cm/Jahr in seine heutige geographische Position. Noch
während des Alt- und teils Mitteltertiärs herrschten global weit wär-
mere und feuchte, tropoide Bedingungen (s. Kap. 3.1), unter denen
sich das australische Altrelief herausbildete - gesteuert durch die
Petrovarianz der vorgegebenen Gesteinsarten. Dessen weitervererbte,
teils transformierte Formengesellschaften wie alte Flussläufe (heute
stellenweise mit Salzseen), Verwitterungsdecken und Sedimente neh-
men noch heute starken Einfluss auf das geomorphologische Land-
schaftsbild und die Vegetationsausprägung der australischen Wüsten.
Physiognomische (geomorphologische) Wüstentypen
Schildwüsten (Rumpfflächenwüsten): Zu den angesprochenen
Altformen gehören u. a. Rumpfflächen ( shield deserts ), stark ernied-
rigte Gebirgsräume, Ebenen (teils mit Inselbergen wie dem Ayers
Rock) oder strukturgestützte Plateau- und Stufenlandschaften
(Krustenstufen). Auch Kieselsäurekrusten (silcrete) oder Laterit-
Decken mit ihren liegenden rötlichen oder gelben, saprolithischen
Zersatzzonen sind Zeugnisse eines lange zurückliegenden feucht-
tropischen Klimatyps mit Tiefenverwitterung (älteres Tertiär?). Sie
belegen eine lange und wechselvolle Reliefgeschichte. Ihre kor-
relaten Sedimente und überlieferten Formen prägen zwar heute
die Physiognomie von Wüstenlandschaften, müssen aber genetisch
mit der aktuellen Aridität gar nichts zu tun haben. Jedoch führt
die anhaltende Abtragung chemisch intensiv verwitterter Zersatz-
decken durch episodische Starkregen den oft verwildernden Tro-
ckenflussbetten noch heute viel feinkörniges Material zu. Es findet
sich als Zwischenakkumulation oder Endsediment in heutigen al-
luvialen Schwemmflächen, Tonebenen oder als salzhaltiges Playa-
Sediment wieder.
Andere Räume dagegen unterlagen oder unterliegen im gegen-
wärtigen wüstenhaften Klima einer selektiven Weiterentwick-
lung und Transformation vorzeitlicher Reliefgenerationen (Blümel
2007). Dies bedeutet z. B., dass alte Verwitterungsdecken aus Ge-
birgsregionen unter semi-arider Geomorphodynamik umgela-
gert und in Fußflächensysteme integriert wurden bzw. noch
werden. Derartige Ablagerungen wiederum erhalten aktuell durch
Deflation und/oder selektive Abspülung und Umlagerung der
Feinfraktion den Charakter von Geröll- oder Schuttwüsten. Die
Sand- und Feinfraktion wird je nach Schleppkraft und Windstärke
separiert, geht in flächenhafte oder lineare Abschwemmsysteme
ein oder unterliegt der Deflation (bodennaher Sandtransport oder
Staub-Suspension). Die großen Längsdünenfelder und Flugsand-
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