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Zur (Klima-)Geschichte der Wüsten
Für die ökologische Konstellation sowie die Gestaltung und Dynamik
der Erdoberfläche (Reliefsphäre) war und ist ganz entscheidend das
regionale oder überregionale Klimaregime verantwortlich, das - in
Abhängigkeit von Gesteinseigenschaften und Tektonik - die land-
schaftliche Evolution und Transformation des jeweiligen Raumes
prägt. Es bestimmt wesentlich das exogene Prozessgefüge von Ver-
witterung und Abtragung, die Geomorphodynamik. In der erdge-
schichtlichen Entwicklung ist klimatische Unstetigkeit Normalität.
Globale Kaltphasen mit regionaler Vereisung oder Abkühlung und
atmosphärische Trockenheit (Kaltzeiten; Glaziale) wechselten sich
allein in den letzten 2 Mio. Jahren mehr oder weniger regelmäßig ab,
unterbrochen von wärmeren und feuchteren Perioden (Warmzeiten;
Interglaziale). In diesem Rahmen der globalen Klimavariabilität ist
folglich auch die Geschichte der Wüsten zu sehen: Mit einer küh-
leren Atmosphäre geht eine Zunahme der Wüstenflächen und eine
Intensivierung des Wüstencharakters einher; eine wärmere Tropo-
sphäre nimmt dagegen mehr Feuchte auf und lässt die Wüstenareale
schrumpfen.
3.1
Antarktische Vereisung:
neogene Abkühlung und Aridisierung
Wüstenhafte Verhältnisse hat es im Lauf der Erdgeschichte und der
Entwicklung der Kontinente immer wieder gegeben, aber auch Zeiten,
in denen sie fehlten und teils üppigen Vegetationsformationen Platz
gemacht haben. So begann auch die jüngste geologische Ära, das Ter-
tiär, vor etwa 65 Mio. Jahren mit einer langen warm-feuchten Kli-
maperiode während des Alttertiärs, die offensichtlich von Pol zu Pol
eine Waldbedeckung bewirkte. Zeugnisse sind alt- bis mitteltertiäre
Steinkohlelager auf Spitzbergen (Arktis) oder die mitteleuropäischen
Braunkohlen (Ville, Wetterau, Lausitz). Laterit- und Bauxitvorkom-
men am Vogelsberg belegen eine intensive chemische Gesteinsverwit-
terung, die man als tropoid bezeichnen könnte. Immer wieder werden
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