Geoscience Reference
In-Depth Information
10 TW; latente Wärme beim Erstarren des festen inneren
Erdkerns: 2,73 TW; gravitative Kontraktion des Erdmantels:
3,6 TW; radioaktiver Zerfall von
40
K im Erdkern:
<1
TW.
Abbildung
6.14
illustriert den Fall einer rein thermisch
angetriebenen Konvektion in einer rotierenden Kugelschale
zwischen zwei mitrotierenden begrenzenden Kugelflächen
von unterschiedlicher, aber konstanter Temperatur mit ei-
ner magnetohydrodynamischen Simulation (Kageyama et al.
Coriolis- und Lorentz-Volumenkräfte erweiterten, kompres-
Induktionsgleichung, welche die Erzeugung elektrischer
Wirbelfelder aus den zeitlichen Variationen des Magnetfelds
beschreibt, sowie jeweils einer Gleichung für die Masse- und
Energieerhaltung. Nach Einsetzen der thermischen freien
Konvektion erzeugt der sogenannte magnteohydrodynami-
sche (MHD-)Prozess das Magnetfeld. Hierbei wird eine
maximale Rayleigh-Zahl von Ra
D 1;5 10
10
erreicht, etwa
300-1000 Mal höher als der für das Einsetzen freier Kon-
vektion erforderliche kritische Wert. Sowohl die Prandtl-
sind von der Größenordnung eins, und die Ekman-Zahl ist
Ek
D 2;3 10
7
. Wiewohl dies der bis dahin gerings-
te in einer Simulation realisierte Wert ist, liegt er immer
noch deutlich über dem für den Kern als plausibel geltenden,
verschwindend kleinen Wert von Ek
D 10
15
. Die in den
Simulationen typischen Werte der magnetischen Reynolds-
Simulationen für Ek
D 2;3 10
7
und Ek
D 2;6 10
6
verglichen. In beiden zeigen sich die durch den thermischen
Auftrieb erzeugten Konvektionssysteme, die wie die Taylor-
Säulen parallel zur Rotationsachse orientiert sind. Sie sind
jedoch im Unterschied zur Taylor-Proudman-Konvektion
nicht zylindrisch, sondern flächig ausgebildet, wobei die Di-
cke der Flächen mit steigender Ekman-Zahl zunimmt. Diese
numerisch äußerst anspruchsvollen Geodynamo-Simulatio-
nen erfolgten auf dem zwischen Juni 2002 und Juni 2004
mit einer Rechenleistung von 35,86 TFLOPS
72
weltweit
schnellsten Super-Rechner
Earth Simulator
. Dennoch er-
scheint, ungeachtet der beachtlichen erreichten Fortschritte,
eine umfassende Berücksichtigung aller Kräfte bei rea-
listischen Größenordnungen der relevanten Materialeigen-
schaften, ausgedrückt insbesondere durch die Ekman-Zahl,
zumindest heute und in der absehbaren Zukunft noch jenseits
der Möglichkeiten der numerischen Simulation zu sein
73
.
Abb.6.13
Kritische Rayleigh-Zahl Ra
krit
als Funktion der horizontalen
Wellenzahl k
x
und der Schichtmächtigkeit
`
ohne freie Konvektion, in dem die Reibungskraft die ther-
mische Auftriebskraft dominiert, und dem überkritischen
Bereich mit freier Konvektion. Eine rein thermisch angetrie-
bene Strömung wird durch die Rayleigh-Zahl charakterisiert,
das Produkt aus Prandtl- und Grashof-Zahl Pr und Gr:
Ra
D
Pr
Gr
Impulsdiffusivität
thermische Diffusivität
thermische Antriebskraft
Reibungskraft
D
:
Eine rein stofflich angetriebene Strömung wird dagegen
durch die stoffliche Rayleigh-Zahl Ra
s
charakterisiert, dem
Produkt aus stofflicher Prandtl- und Grashof-Zahl Pr
s
und
Gr
s
:
Ra
s
D
PR
s
Gr
s
Impulsdiffusivität
molekulare Diffusivität
stoffliche Antriebskraft
Reibungskraft
D
:
Beide dimensionslosen Kennzahlen treten jeweils bei der
Entdimensionalisierung der entsprechenden Navier-Sto-
kes-Gleichungen auf. Bei einer sowohl thermisch als
auch stofflich angetriebenen Strömung treten an die Stel-
le der Rayleigh-Zahlen die jeweiligen Grashof-Zahlen
Gr
D
thermische Antriebskraft
Reibungskraft
stoffliche Antriebskraft
Reibungskraft
.Diese
charakterisieren nur die Verhältnisse der jeweils antreiben-
den und verzögernden Kräfte und sind im Vergleich zu
den Rayleigh-Zahlen um den Einfluss der Verhältnisse der
Impulsdiffusivität zur thermischen bzw. molekularen Diffu-
Für die unterschiedlichen Antriebsmechanismen freier
Konvektion im äußeren Erdkern werden die folgenden ther-
mischen Leistungen als plausibel erachtet (siehe Diskussion
und Gr
s
D
72
Tera-FLOPS:
10
12
F
loating
P
oint
O
perations
P
er
S
econd
; englisch
für eine Billion Gleitkommaoperationen pro Sekunde, ein Maß für die
Leistung von Hochleistungsrechnern.
73
Diese Aussage muss jedoch mit Blick auf die äußerst dynamische
Entwicklung der Super-Rechner etwas relativiert werden: Nur neun