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he daran hindern, noch einmal zurückzugehen und zu versuchen, den Türsteher, der
uns schon argwöhnisch beobachtet, noch einmal zu überreden.
»Komm, Hansen, lass'n Taxi nehm und nach Hause«, lallt er. »Issoch eh scheiße
hier.«
»Spinnst du Paul?«, schreie ich. »Meinst du im Ernst, wir geben erst 20 Euros für
überteuerte Wodkas aus und fahren dann von diesem Scheißladen, in den wir nicht mal
reingelassen werden, mit dem Taxi nach Hause? Kapier's endlich, wir haben kein Geld
für so'n Kram! Das ist für die Reise, nicht zum Taxifahren, Mann!«
»Hansen, reg dich ab. Wir müssen uns doch nicht bestrafen, nur weil's hier mies
is … Mann, mir tun die Füße weh, ich will nicht noch mal so lange laufen.«
Pauls Gejammere wird in meinen Ohren immer leiser, weil ich inzwischen den Rück-
marsch angetreten habe. Ich hab keinen Bock, morgen aufzuwachen und 100 Euro är-
mer zu sein, nur weil Paul zu faul zum Laufen ist. Wir sind nicht im Urlaub, das ist un-
ser Abenteuer, unsere verfluchte Radtour, für die uns Leute Geld gesponsert haben, da
gönnt man sich nicht zwischendrin 'n schönes Wellnesswochenende in Moskau! Meine
Wut und Trunkenheit lässt mich ziemlich schnell marschieren, als ich mich nach 20 Mi-
nuten umdrehe, um zu schauen, wo Paul ist, kann ich ihn nicht mehr sehen. Aber was
soll's, der weiß genauso gut wie ich, wo's langgeht, und im Moment kann ich auf seine
Gesellschaft echt verzichten. Am Hostel angekommen, fällt mir auf, dass ich derjenige
mit dem Schlüssel und dem Geldbeutel bin. Aber Paul wird schon anrufen, wenn er rein
will.
VADIM / 2. MAI / KURZ HINTER MOSKAU
PAUL
Hansen übertreibt mal wieder tierisch. Warum muss er immer so ein Drama aus Kleinig-
keiten machen? Warum muss er so verflucht dogmatisch sein! Wir haben uns eben ge-
stritten, weil er nach Hause laufen will, um das Geld fürs Taxi zu sparen. Mir tut aber
einfach alles weh, und morgen müssen wir in aller Frühe auf die Räder! Eben waren ihm
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