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Landschaftsbild. Schon von Weitem kann man ein solches Feuer erkennen. Anfangs ha-
ben wir noch Angst, dass es ein Waldbrand sei, ein außer Kontrolle geratenes Feuer. Als
wir jedoch zum wiederholten Mal durch dicke Rauchschwaden fahren, riesige Flammen
neben uns an der Straßenböschung züngeln und Männer und Frauen mit brennenden
Stöcken dahinter auftauchen, um die Feuer zu legen, wird uns klar, dass in Russland die
Erfindung des Rasenmähers wohl noch keinen Anklang gefunden hat. Außerdem ist dies
wahrscheinlich eine der effizientesten Arten, den Riesenbärenklau einzudämmen.
Manchmal sieht man nur ganz weit weg am Horizont noch ab und zu eine große Flam-
me, die sich in den Rauchschwaden aufbäumt, davor liegt, soweit das Auge reicht,
schwarzes, verbranntes Land. Wir beschließen jedenfalls, unser Zelt nachts nie auf einer
brennbaren Wiese aufzustellen.
In Russland ist es kein Problem, wild zu campen. Eines Morgens werden wir trotz-
dem von zwei ziemlich einschüchternd aussehenden russischen Militärs geweckt. Sie sa-
gen irgendwas, das wir nicht verstehen, und ich antworte: »Priviet, klaschileniu, ja ne goveriu
po russki« , was laut Sprach-App so viel heißen soll wie »Hallo, Entschuldigung, aber ich
spreche kein Russisch.«
Der eine von beiden antwortet: »Priviet. English better? How are you?«
»We are ine, how are you?« , antworte ich schüchtern.
Superhöflich antworten beide : »Fine, thanks, very well« , und fragen dann, wo wir her-
kommen.
Ich sage: »Berlin, mit dem Rad.«
»Wow!« Sie sind sichtlich beeindruckt. »Und wo wollt ihr hin?«
»Nach China, Shanghai.«
» MOTHERFUCKER !« Das kam wie aus der Pistole geschossen, und ich bin derart über-
rascht, dass ich laut zu lachen anfange. Scherzhaft schauen mich die beiden kurz polizis-
tenböse an, lachen dann aber laut mit, wünschen uns viel Glück und ziehen von dannen.
»Was wollten die eigentlich?«, fragt mich Paul mit verschlafenem Blick.
»Keine Ahnung. Hallo sagen?«
Die gleichmäßigen Fichtenwälder werden lichter, und langsam deutet sich durch den
zunehmenden Verkehr und die Straßenrandbebauung an: Wir nähern uns Moskau. Eine
willkommene Abwechslung. Mein Hintern tut mir weh.
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