Travel Reference
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»Und es war wieder nicht …?«, beginne ich, aber da zeigt die Frau auf etwas, das
mutterseelenallein auf der Kante der Rezeption steht. »Da!«, sagt sie nur, und ich werfe
ihr einen bösen Blick zu. Das Ding steht da seit mehr als drei Stunden, und nicht nur,
dass uns keiner Bescheid sagt, sie machen sich noch nicht einmal die Mühe, das kostbare
Paket sicher zu verwahren!
Auf der Treppe bleibt mein Blick auf dem angehefteten Inhaltszettel hängen. Was
zum Teufel steht da?! »China Travelbook and two Passports with Visa Documents« , lese ich. Ist der
Typ irre? Der China-Reiseführer sollte doch als Versteck dienen! Wir können von Glück
reden, dass die Dokumente überhaupt zugestellt wurden. Hansen reißt mir das Päckchen
aus der Hand, öffnet es und blättert aufgeregt in seinem neuen Pass. Einen Augenblick
ist Stille, dann ein Aufschrei: »Verdammter Mist, Paul, die haben meinen Namen falsch
geschrieben!« Mein Bruder wird blass. »Hansen mit z!«, ruft er fassungslos.
»Welches Visum ist das?«
»Das Russland-Visum.« Hansen blättert nervös in seinem Pass.
»Hör mal zu, du Dummkopf, das Visum klebt in deinem Reisepass, also bitte, reg
dich ab, was soll denn da bitte missverständlich sein?«
»Vollidioten …«, murmelt er. Und nach einigem Vor- und Rückblättern: »… Mo-
ment mal, ist das eine russische Schreibweise, hier unten haben sie Hoepner komplett
falsch … das ist vielleicht eine Kodierung …?«
»Das ist Kyrillisch! Bei mir ist es genauso.«
» П HEP als Hoepner. Wenn sie uns damit nicht reinlassen, will ich das Geld fürs Vi-
sum zurück!«
»Hansen, wenn sie dich damit nicht reinlassen, haben wir ganz andere Probleme,
dann ist das Geld fürs Visum das Letzte, woran du denken wirst!«
Hansen fotografiert die Visa mit seinem Handy ab, und wir schicken sie uns gegen-
seitig per E-Mail. Immer auf Nummer sicher. Russisches, kasachisches, chinesisches Vi-
sum …
Ich blättere in meinem Pass. Mein Blick fällt auf den USA -Stempel. 2009 war das. Mit
Marie. New York und danach Honduras. In meinem Kopf mache ich eine Reise zurück
in die Hitze von Utila, einer kleinen Insel vor der Küste von Honduras, wo ich mit mei-
ner Exfreundin tauchen war. Damals hatten wir schon diese Gespräche, in denen ich ab-
klopfen wollte, wie viel Abenteuerlust in Marie steckt, und sie absolut nicht verstehen
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