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HÖHENRAUSCH
Golmud bis Yushu
NEUES VISUM / 15. AUGUST / GOLMUD
PAUL
Um ein Visum verlängern zu können, ist es wichtig, dass man Hotels findet, die einem ei-
ne sogenannte Temporary Residence Registration ausstellen. In China ist das mitunter gar
nicht einfach. Als wir in Golmud schon zum dritten Mal abgewiesen werden, ruft plötz-
lich eine Frauenstimme auf der Straße:
»Hey! I know you! I am reading your blog!«
Wir drehen
uns um, und vor uns steht eine junge Frau, die es offensichtlich nicht fassen kann, uns zu
treffen. Sie fasst sich mit beiden Händen an ihren wilden, rot-braunen Schopf und schüt-
telt immer wieder den Kopf:
»Unbelievable … I know you guys!«
Daria aus der Ukraine erzählt
uns, dass sie und ihr Bruder Roman seit einiger Zeit auf unserer Spur gereist waren, und
unter anderem nach uns versucht hatten, in Kudi über den Checkpoint zu kommen. Bei
dem Versuch, den reißenden Fluss in Kudi zu durchqueren, wurde all ihr Hab und Gut
von der Strömung mitgerissen. Gepäck, Gitarre, die teure Kamera ihres Bruder, alles. »Ich
dachte wirklich, wir würden sterben!«, erzählt Daria aufgeregt. »Irgendwann ging es nur
noch darum, lebend ans Ufer zu kommen«. Seitdem seien sie ohne jeden Pfennig weiter-
getrampt und von einem netten Mann eingeladen worden, der ihnen das Hotel in Gol-
mud bezahlt. »Kommt doch auch dahin, dann könnt ihr Roman treffen, und wir erzählen
euch die ganze Geschichte. Es ist so unglaublich, euch hier zu treffen!« Abgesehen davon,
dass es unmöglich wäre, Daria zu widersprechen, sind auch Hansen und ich total begeis-
tert, zufällig jemanden zu treffen, der unseren Blog liest und wahrscheinlich viele span-
nende Geschichten zu erzählen hat. Wir checken also im gleichen Hotel ein und verbrin-
gen den ganzen Abend mit Daria und ihrem Bruder.
Am nächsten Tag gehen wir zur Polizeistation. Tatsächlich sitzt dort der Polizist, den
wir am Vortag auf der Straße getroffen hatten - zwischendurch waren wir uns nicht si-
cher, was der wahre Grund für die Suchaktion war und ob sie die zwei Russen nicht we-
