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gen illegaler Einwanderung nach Tibet suchten und die Rettungsaktion nur als Vorwand
für Informationen benutzten. Er begrüßt uns freundlich mit einem festen Händedruck
und teilt uns dann bedauernd mit, dass sie die beiden Russen nicht finden konnten. Sie
haben die Gegend die ganze Nacht abgesucht, bis sie wegen einem Sturm abbrechen
mussten. »Hoffen wir mal, dass es ihnen gut geht«, sagt Hansen. Der Polizist nickt nach-
denklich. »So. Wie kann ich euch helfen?« fragt er nach einer kurzen Pause. Wir schil-
dern ihm unser Anliegen, fragen ihn nach dem Tibet-Permit und nach einer Visaverlän-
gerung. Leider kann er uns mit beidem nicht weiterhelfen. Tibet-Permits sind zur Zeit
für Nicht-Chinesen unmöglich, und die Verlängerung unseres Touristenvisums ist ent-
gegen der weit verbreiteten Information im Netz nicht als Verlängerung, sondern als ein
neues Visum zu verstehen, welches ab dem Tag der Beantragung dreißig Tage gültig ist.
Also würden wir 25 Tage verschenken, wenn er uns es hier ausstellen würde, gibt uns
der Polizist zu verstehen. Aber eine gute Nachricht hat er zum Schluss doch noch für
uns: Die südlich aus Golmud führende Straße darf man bis zur tibetanischen Grenze fah-
ren, sodass wir ab hier unsere geplante Route ohne illegales Checkpoint-Hopping durch-
führen können. Außerdem könnten wir uns das neue China-Visum sowohl in Garze als
auch in Yushu ausstellen lassen, wodurch wir uns nicht in zwanzig Tagen bis nach
Chengdu hetzen müssten.
»Irgendwie schlecht und irgendwie gut«, sagt Hansen mit einem Seufzer, als wir aus
der Polizeistation zurück auf die wuselige Straße kommen. »Immerhin war das mal je-
mand, den man alles fragen konnte. Und jetzt wissen wir Bescheid.«
Wir laufen schweigend zum Hotel zurück, beide versunken in Gedanken. Die nächs-
ten Tage in Golmud verbringen wir damit, unseren Lebensmittelvorrat aufzustocken und
den weiteren Verlauf der Route zu planen. Keine Saufgelage, denn wir haben beide das
Gefühl, dass wir uns vor dem großen Himalaja-Trip ein bisschen stärken müssen. Die
bevorstehende Strecke führt uns über 5000 Meter hohe Berge und läuft fast durchge-
hend auf über 4300 Metern. Wir werden alle Kraft brauchen, um das durchzustehen.
Wenn ein Teil unserer Tour das Potenzial hat, unsere Kräfte an ihre Grenze zu führen,
dann die Strecke bis Chengdu. Wir haben sie als Entschädigung für unser ausgebliebenes
Highlight, den Tibet-Highway, ausgesucht, und ich freue mich riesig auf die Berge, auf
wahnsinnige Höhen, bei denen uns sprichwörtlich die Luft ausgehen wird, und auf die
Landschaft des nicht autonomen Tibets, die wir durchfahren werden.
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