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halb des kognitiven Prozesses. Es wird eine Abfolge von automatischer Verarbeitung zu
einer Verarbeitung mit ansteigendem kognitiven Aufwand angenommen. Die jeweilige
Tiefe der Verarbeitung (depth of cognitive processing) hängt von den Stimuli, den Zielen
des kognitiven Systems, der Umwelt und von der verfügbaren Zeit ab.
Umgangssprachlich gesprochen, erfährt das System seine Umgebung damit durch Sensoren, Per-
zeptoren und Effektoren, die ihm einen Eindruck von einem bestimmten Muster übermitteln. Dieses
Modell entspricht der Struktur des menschlichen Gehirns, das ebenfalls auf sich selbst bezogen
(Strukturdeterminiertheit und Selbstreferentialität als „Autopoiesis“) zu sein scheint, indem es keine
Außenweltreize direkt verarbeitet, sondern elektrische Impulse als Pertubationen, sozusagen an-
gestossen durch Strörungen eigenständig interpretiert und erst dadurch in ein subjektiv sinnvolles
Ganzes integriert. Gerade der Begriff „Autopoiesis“ (griechisch Selbsterzeugung) verstärkt die An-
nahme, dass das Gehirn ein in sich geschlossenes, weil von außen nur durch Pertubationen und
demzufolge nicht durch Inputs, sondern nur durch Impulse, anzuregendes, auf sich selbst bezogenes
System ist, das sich zwar nicht selbst erhalten kann, aber in Bezug auf die Interpretation seiner Um-
welt eigenständig agiert, also keine Informationen aufnimmt, sondern Konstruktionen in Form von
Handlungen (Interaktionen, Interoperationen, Absichten etc.) vornimmt.
Zum Kern einer solchen Kognition sind auch diejenigen Prozesse zu rechnen, die auf
mentalen Repräsentationen operieren und für die deshalb ein Gedächtnis vorhanden sein
muss, wobei letzteres nicht nur die Fähigkeit zur Akkumulation und Speicherung von Wis-
sen, sondern auch das Löschen von Wissen mitbringen muss. Gemäß dieser Auffassung
sind auch solche Prozesse zu inkludieren, die der Weiterverarbeitung sensorischer Daten
über die Wahrnehmung sowie der Planung und Steuerung von Verhalten über Aktoren die-
nen. Auch die Bereiche der artifiziell-systemischen Motivation und Emotion bilden einen
aktiven kognitiven Anteil und sind somit unmittelbar mit der artifiziell-systemischen Ko-
gnition verbunden.
Eine solch umfassende Sichtweise der artifiziell-systemischen Kognition setzt die Exis-
tenz interner, mentaler Operationen und Systemzustände voraus, da diese zum einen für
die Daten-, Informations- und Wissensverarbeitung konstitutiv sind. Zum anderen bilden
diese mentalen Zustände die Grundlage für die Fähigkeit solcher Systeme zur Repräsenta-
tion situations- und handlungsrelevanter Aspekte aus der Umwelt sowie zur Realisierung
selbstreflexiver Aspekte.
Im Sinne der Wissenschaftsphilosophie ist Cognitive Computing als ein interdisziplinäres For-
schungsparadigma aufzufassen, dessen charakteristische Methode zum einen in der Modellierung
artifiziell-systemischer Kognition besteht, die dann durch die Ausimplementierung dieser Modelle
auf Computer bzw. auf Robotersysteme als realisierte artifiziell-kognitive Systeme der Validierung
durch empirische Analyse unterzogen werden (Chalmers 1986 ).
Ein Ergebnis der Forschungen in Anlehnung an eine autopoietische Konzeption ist die
begründete Hypothese, dass ein im Rahmen der Implementierung materiell realisiertes
Wissensverarbeitungssystem die notwendigen und hinreichenden Voraussetzungen für
eine artifizielle Kognition mit sich bringt. Dies inkludiert die Annahme, dass kognitive
Prozesse nicht an biologische Organismen gebunden sind, sondern auch von künstlichen
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