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Systemen und Maschinen, wenngleich in strukturell anderer Form, realisiert werden kön-
nen. Aus dieser Annahme wiederum folgt, dass Kognition ein systemisches Phänomen
sein kann und diese Hypothese wird als Knowledge Systems Hypothesis (KSH) bezeich-
net. Gemäß dieser Hypothese wird Kognition nicht nur als ein logisches oder biologisches
Problem, sondern auch als ein mögliches systemisches Geschehen gesehen.
Ein Wissensverarbeitungssystem ist zunächst ein formales System, das, wie jedes for-
male System, über ein Alphabet von Zeichen (atomare Elementarsymbole) verfügt sowie
über syntaktische Regeln zur Bildung und Transformation von Symbolstrukturen (Aus-
drücken) zur Modellierung von Daten-, Informations- und Wissensstrukturen prinzipiell
beliebiger Komplexität. Symbole im Sinne dieser Hypothese sind arbiträre Zeichen für
Entitäten oder Prozesse, einschließlich von Prozessen des Systems selbst. Die Semantik
dieser Symbole ist zum einen bestimmt durch die Bezugnahme auf eine Entität, und zwar
dergestalt, dass in Abhängigkeit von einem entsprechenden symbolischen Ausdruck das
System entweder die Entität beeinflusst oder umgekehrt. Zum anderen dadurch, dass ein
Ausdruck einen für das System ausführbaren Prozess in Form eines Programmes darstellt,
das dann interpretiert, also ausgeführt wird. Diese Auffassung ist gleichbedeutend mit der
Behauptung, dass artifizielle Kognition bzw. kognitive Prozesse als Berechnungen aufzu-
fassen sind. In diesem Sinne wird hier ein philosophischer Funktionalismus in seiner star-
ken Ausprägung vertreten, in Anerkennung physischer Phänomene als Grundlage menta-
ler Phänomene bei gleichzeitiger Anerkennung der Nichtreduzierbarkeit des Mentalen auf
Gehirnprozesse. Mentale Zustände werden nicht direkt auf physische Zustände reduziert,
sondern mit funktionalen Zuständen identifiziert. Diese lassen sich dann in vielfältiger
Weise beschreiben, so mit mathematischen Ausdrücken, Programmiersprachen oder einer
an eine natürliche Sprache angelehnten wissenschaftlichen Sprache. Dies ermöglicht auch
die materielle Realisierung der funktionalen bzw. kognitive Zustände auf Basis von Com-
putern. Wenn funktionale Zustände also nicht an bestimmte physische Realisationen ge-
koppelt sind, wird es möglich sein, eine materielle Basis zu finden, die mit Mitteln der
Wissenschaft zu beherrschen ist und auf der sich funktionale Zustände realisieren lassen.
Mit Hilfe dieses Werkzeuges wird es möglich, die realisierten Zustände „in vitro“ zu be-
trachten. Da mentale auf funktionale Zustände abgebildet werden können - die Annahme
ist ja, dass eine Reduktion mentaler auf funktionale Zustände möglich ist - kann ein Erklä-
rungsansatz für das Zustandekommen von kognitiven und mentalen Zuständen gegeben
werden. Diese Grundhypothese des Cognitive Computing, wonach kognitive Prozesse als
solche der Berechnung zu betrachten sind, kann bis dato prinzipiell nicht bewiesen, aber
auch nicht widerlegt werden. Bis letzteres erreicht ist, wird die Grundhypothese aufrecht-
erhalten, um sich als forschungsleitendes Prinzip zu bewähren und zum Erfolg in Bezug
auf die Entwicklung kognitiver Systeme beizutragen.
Neben diesem Symbolverarbeitungsansatz vertritt das Cognitive Computing auch
einen erweiterten Konnektionismus. Dieser Konnektionismus teilt mit dem Symbolver-
arbeitungsansatz die Grundthese, dass Kognition Informationsverarbeitung ist und auch
die, dass kognitive Prozesse Berechnungen über Strukturen darstellen, die ihrerseits als
Repräsentationen aufzufassen sind. Hinzu kommt allerdings ein Architekturansatz, der
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