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er kaum fahig, in Echtzeit zu handeln. Immerhin ist die Pradikatenlogik prinzipi-
ell unentscheidbar, auch wenn man durch Einschrankungen der Sprachen durch-
aus zu vernunftigen Komplexitaten gelangen kann. In offenen Umgebungen muss
man zudem damit rechnen, dass sich in der Zeit zwischen dem Zeitpunkt t 1 der
Wahrnehmung der Umgebung und der Entscheidungsfindung zum Zeitpunkt t 2 die
Umgebung moglicherweise andert. Zum Zeitpunkt t 2 konnten also Bedingungen
herrschen, die die dann beschlossene Handlung suboptimal oder sogar unsinnig und
schadlich machen. Auch die Annahme, eine Umgebung oder ein Wissenszustand
ließe sich als eine Sammlung pradikatenlogischer Formeln reprasentieren, ist stark
vereinfachend und wird vielen Problemstellungen nicht gerecht.
Logikbasierte Ansatze werden daher mit anderen Problemlosungsmethoden
kombiniert. Ahnlich wie der STRIPS -Ansatz zum Planen Logik verwendet, sich dabei
aber nicht z.B. auf rein logikbasierte Schlussweisen beschrankt, beschreiten auch die
im nachsten Abschnitt vorgestellten BDI-Architekturen den Weg, Logik in einem
erweiterten Rahmen zu verwenden.
12.5
Belief-Desire-Intention-(BDI)-Agenten
Logik und Schlussfolgerungen spielen eine wichtige Rolle in der Modellierung von
Agenten, reichen jedoch - in ihrer ublichen Form - nicht aus. Ein Agent muss vor
allen Dingen praktisch denken konnen. Unter praktischem Denken (practical reason-
ing) versteht man Denkprozesse, die auf Handlungen ausgerichtet sind - im Gegen-
satz zum theoretischen Denken , das auf Wissen ausgerichtet ist. Praktisches Den-
ken ist auf die Losung zweier zentraler Entscheidungsprobleme ausgerichtet: Was
will man erreichen, und wie will man das Gewunschte erreichen? Damit beinhaltet
praktisches Denken sowohl Prozesse der Uberlegung und Abwagung ( Deliberation )
als auch solche zur Bestimmung einer realistischen Umsetzung von Zielen (Mittel-
Ziel-Denken, means-ends reasoning . Die systematische Analyse dieser beiden mit-
einander verzahnten Fragestellungen fuhrt auf die Begriffe Wunsche ( desires ) und
Intentionen ( intentions ), die gemeinsam mit dem Begriff des subjektiven Wissens
oder Glaubens ( belief )dieBasisfur die sog. BDI-Architektur [23, 24, 189, 244, 217]
bilden.
12.5.1
Praktisches Denken
Bei der Klarung der Frage, was er eigentlich mochte bzw. erreichen will, muss der
Agent sich zunachst einmal uber seine Wunsche klar werden. Nach [217] konnen
Wunsche auch unrealistisch (also Traume) und miteinander unvertraglich (inkonsi-
stent) sein, haben jedoch das Potential, den Agenten zu bestimmten Handlungen zu
bewegen, ohne dass der Agent wissen muss, wie er den Wunsch realisiert. Auf der
Basis seines subjektiven Wissens uber die Welt konkretisiert der Agent die Hand-
lungsmoglichkeiten, die sich ihm bieten, und erzeugt damit eine Menge eventuell
realisierbarer Wunsche, die manchmal auch schlichter als Optionen oder mogliche
Ziele bezeichnet werden. Schließlich wahlt der Agent eine dieser Optionen aus, die
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