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seinen Wunschen oder Zielen am besten entspricht, und legt sich damit auf ein Ziel
fest. Die Absicht (oder Intention), dieses Ziel zu erreichen, bestimmt sein weiteres
Handeln. Dieser Prozess der Erzeugung einer bestimmten Intention aus einer Menge
moglicher Handlungsalternativen auf der Grundlage des aktuellen Wissens und der
personlichen Neigungen wird als Deliberation bezeichnet.
Nach Abschluss der Deliberation folgt der zweite Teil des praktischen Denk-
prozesses: Der Agent muss uberlegen, wie er seine Absicht realisieren und seine ge-
setzten Ziele erreichen kann. Das Ergebnis dieses Mittel-Ziel-Denkens (means-ends
reasoning) ist ein Plan.
Die Intentionen sind eine wesentliche Komponente des BDI-Modells, da sie ei-
nerseits Ergebnis des Deliberationsprozesses sind und andererseits das Mittel-Ziel-
Denken, also das Finden konkreter Plane, in Gang setzen und somit die beiden
Aspekte des praktischen Denkens miteinander verbinden. Sie spielen eine wichtige
Rolle fur die Entscheidung, welche Aktionen der Agent ausfuhren wird, und sind
darin starker als andere zukunftsgerichtete mentale Haltungen wie z.B. Wunsche.
Der Agent geht Intentionen gegenuber eine (Selbst-)Verpflichtung ein, d.h. Intentio-
nen sind mit einer gewissen Beharrlichkeit bei der Verfolgung von Zielen verbunden
( persistent ). Diese Persistenz endet erst, wenn das Ziel erreicht ist, wenn der Agent
das Erreichen des Ziels vor dem Hintergrund seines Wissens fur unmoglich halt,
oder wenn der Zweck der Intention nicht mehr gegeben ist. Hier ist es schwierig,
eine gute Balance zu halten zwischen der Beharrlichkeit und der Bereitschaft zum
Umdenken, also zwischen proaktivem (zielgerichtetem) und reaktivem (ereignisge-
triebenem) Verhalten. Der Agent sollte von Zeit zu Zeit seine Intentionen uber-
denken, doch liegt die Schwierigkeit darin festzulegen, wie oft er dies tun sollte.
Als Faustregel kann hier gelten, dass eine solche Uberlegungsphase in den Hand-
lungsablauf des Agenten umso ofter eingeschoben werden sollte, je schneller sich die
Umgebung andert (s. auch [114]).
Intentionen veranlassen den Agenten nicht nur im positiven Sinn zu Aktionen,
sondern implizieren daruberhinaus gewisse Constraints fur das zukunftige prakti-
sche Denken. Sie schließen Handlungen aus, die mit den Zielen unvertraglich sind,
beschranken also zukunftige Deliberationen und damit den Suchraum fur geeignete
Handlungen. Wenn ein (menschlicher) Agent beispielsweise sein Studium erfolgreich
abschließen will, dann kann er nicht nur die Tage mit Sonnenbaden und die Nachte
auf Parties verbringen.
Beispiel 12.17 (McClean 12) Unsere bisherigen Modellierungen der Welt des
Agenten McClean ließen Konflikte und sich widersprechende Zielsetzungen weitge-
hend unberucksichtigt. Wenn man weitere Restriktionen wie “Die Buros mussen bis
22 Uhr gereinigt sein” oder “VIP-Buros und Besprechungsraume durfen nicht gerei-
nigt werden, wenn sie noch besetzt sind” berucksichtigt, konnen sich Zielkonflikte
ergeben, die vom Agenten intelligent gelost werden m ¨ ussen:DarfmaninVIP-Buros
wirklich den Fußboden ungeputzt lassen? Wie geht man mit einem neuen, nicht ein-
geplanten Reinigungsauftrag um, dessen Ausfuhrung den zur Verfugung stehenden
Zeitrahmen sprengen wurde?
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