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Wie 700 Jahre eine Nation formten
Den 700. Geburtstag ihres Landes begingen die Eidgenossen auf typisch schweizerische
Weise: mit der Einweihung eines Fußwegs. Allerdings ist der Weg der Schweiz nicht ir-
gendein Wanderweg; vielmehr ist an ihm jeder einzelne Bewohner beteiligt. 1991 wurde
anlässlich des bedeutungsschweren Jahrestags beschlossen, einen 35 Kilometer langen
Wanderweg rund um einen See anzulegen. In einem Land, das so reich an ausgetretenen
Pfaden ist wie die Schweiz, sticht er dadurch hervor, dass je fünf Millimeter davon eine
Einwohnerin oder einen Einwohner des Landes repräsentieren. Wie exakt das ist! In die-
sem wahrhaft schweizerischen Ehrenmal vereinen sich zwei große Nationalleidenschaften:
Wandern und die Aufmerksamkeit fürs Detail. Kein anderes Land könnte auf so ein Pro-
jekt verfallen, geschweige denn es so gut ausführen.
Aber damit ist es nicht getan. Jedem der 26 Kantone wurde ein Abschnitt des Weges zu-
geteilt, dessen Länge sich nach seiner Einwohnerzahl im Jahr 1991 bemisst. Kleinere Kan-
tone wie Schaffhausen erhielten ein paar Meter, während die bevölkerungsreichen wie Zü-
rich ein ordentliches Stück Seeufer beherrschen. Grenzsteine markieren Anfang und Ende
der Kantonalabschnitte, die in der Reihenfolge des Beitritts in die Eidgenossenschaft auf-
einanderfolgen. Der 35 Kilometer lange Weg symbolisiert also einerseits sieben Millionen
Menschen und andererseits 700 Jahre Geschichte, wobei die fünf Millimeter nicht nur für
je einen Einwohner, sondern auch für rund eine Stunde Schweizer Historie stehen. Und
weil die Kantone in chronologischer Reihenfolge erscheinen, tritt man hier eine Wande-
rung durch die Geschichte des Landes an. Auf diesem Weg kann man in Schweizer Erin-
nerungen schwelgen, und so nimmt er denn auch, wie es sich gehört, an der Wiege der
Schweiz seinen Anfang.
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