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Am Anfang
Alles begann mit drei Männern, die auf einer Wiese einen Eid leisteten. Ein nicht gerade
dramatischer Startschuss für ein Land, aber zur Schweiz von heute passt er: maßvoll und
friedlich, ohne Blutvergießen, Kopfabhacken oder Gewehrkugeln. Besagte Wiese, das Rüt-
li, liegt oberhalb des Urnersees in der inneren Schweiz und ist nach wie vor nur mit dem
Schiff oder zu Fuß erreichbar. Warum die drei ihre kleine Schwur-Zeremonie ausgerechnet
hier abhielten und nicht in einem besser zugänglichen Rathaus oder am häuslichen Herd,
ist nicht ganz klar. Überhaupt liegen die Ereignisse vom 1. August 1291 ziemlich im Dun-
keln. Die Zahl der Teilnehmer, der Ort, der Eid und das Datum - alles wurde schon einmal
hinterfragt, aber so schleierhaft die wahre Geschichte ist, das damals geschlossene Bünd-
nis gilt als die Geburtsstunde der Schweiz. Und seit 1891 erinnert das Land mit einem
Bundesfeiertag am 1. August an seinen Geburtstag - einer der wenigen nicht religiösen
Festtage, der von allen Bürgern begangen wird. Allerdings ist das nicht der beste Zeit-
punkt für einen Ausflug zum Rütli, denn am 1. August hält dort die Bundespräsidentin
oder der Bundespräsident eine Rede, bei der es in den letzten Jahren schon zu schweren
Störungen durch Rechtsextreme kam. Besser besucht man die Wiese an einem Sonnentag
im Juni und genießt nicht nur die Geschichte, sondern auch die Landschaft.
Bei einem Blick auf die Landkarte übersieht man den Urner See leicht, denn er ist ei-
gentlich nur eine Art Meerbusen des Vierwaldstätter Sees, ein Wortungetüm, das englisch-
sprachige Touristen erst gar nicht in den Mund nehmen. Sie begnügen sich stattdessen mit
einem Eis am Stiel und nennen den See schlicht nach der schönen Stadt an seinem Nordu-
fer Lake Lucerne.
Das malerische Luzern wird gern und oft von Reisenden besucht. In den kopfsteinge-
pflasterten Gassen und auf den Plätzen drängen sich Besuchergruppen, die ihre Kameras
auf die Wandmalereien richten. An der Kapellbrücke, dem berühmten Wahrzeichen der
Stadt, herrscht ebenfalls Gewusel. Den wenigsten der Hobbyfotografen dürfte allerdings
klar sein, dass sie nur den Nachbau der 1993 durch einen Brand weitgehend zerstörten
Originalbrücke, einer gedeckten Holzbrücke aus dem 14. Jahrhundert, ablichten. Fotogen
ist sie trotzdem, mit dem imposanten achteckigen Wasserturm auf der einen Seite und
dem mächtigen Pilatusmassiv im Hintergrund. Direkt gegenüber von diesem idealen Aus-
sichtspunkt kann man einen hübschen Schaufelraddampfer besteigen und nach Süden zum
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