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Mit Zungen reden
Man wird an allen Ecken und Enden darauf gestoßen, dass die Schweiz ein mehrsprachi-
ges Land ist. Im Intercity von Basel nach Zürich - zwei deutschsprachige Städte - ist man
einer Flut von Sprachen ausgesetzt. Die höfliche Dame sagt alles dreimal an, damit auch
jeder im Zug sie versteht. Sie heißt einen herzlich willkommen und wünscht eine gute Rei-
se, gibt bekannt, dass Erfrischungsgetränke und kleine Snacks im Bistro in der Zugmitte
erhältlich sind und dass das Zugpersonal zur Verfügung steht, falls man irgendwelche Fra-
gen hat oder weitere Informationen wünscht. Ungeheuer informativ und ungeheuer lang-
atmig: Bis man es zuerst auf Deutsch, dann auf Französisch und schließlich auf Englisch
gehört hat, ist man schon beinahe in Zürich. Solche mehrsprachigen Ansagen sind in der
Schweiz die Regel, interessant ist allerdings, dass eine der Sprachen häufig Englisch ist. In
Zügen Richtung Italien sind die schriftlichen Hinweise, die es im Zug und auf den Bahn-
höfen reichlich gibt, auch auf Italienisch abgefasst. So ermahnen einen große Schilder auf
Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch, nicht die Gleise zu überqueren; man kann
ihre Bedeutung also nicht missverstehen. Wobei im Grunde die englische Warnung rei-
chen würde, denn welcher Schweizer käme je auf die dummdreiste Idee, unvorschriftsmä-
ßig an nicht markierten Stellen zu queren?
Aber nicht nur Sicherheitshinweise werden in einer ganzen Sprachenpalette gegeben.
Beispielsweise müssen auch Lebensmittelverpackungen alle Informationen auf Deutsch,
Französisch und Italienisch liefern. Sämtliche Inhaltsstoffe, dazu Nährwerte, Gesundheits-
gefahren und allergische Risiken sowie Produktinformationen werden in drei Sprachen
aufgeführt - ich frage mich, womit eigentlich englische oder deutsche Hersteller den vie-
len Platz auf ihren Cornflakesschachteln und Joghurtbechern füllen. Sogar die brutalen
Warnungen auf Zigarettenschachteln werden dreisprachig gegeben, unter Rauchen ist töd-
lich steht Fumer tue und Il fumo uccide . Keine Chance, den Hinweis auf den Sensenmann
zu ignorieren. Bis man alles durchgelesen hat, ist einem der Lebenswillen wahrscheinlich
genauso gründlich vergangen wie die Lust auf eine Zigarette.
Die Schweizer sind wirklich eine polyglotte Nation, viele wechseln ohne Mühe zwi-
schen den Sprachen hin zu her. Schon in der Grundschule lernen die Kinder eine zweite
Nationalsprache, in den deutsch- und französischsprachigen Kantonen meist die jeweils
andere, wohingegen die italienischsprachigen Kleinen gleich beide lernen müssen. In vie-
len Schulen wird daneben noch Englisch unterrichtet, und zwar von derselben Klassestufe
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