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Schweiz in Verbindung bringen würde, aber für ein Land, das sich selbst als
Hüterin des Individualismus begreift, brechen sich antikapitalistische, antiglo-
bale, antiamerikanische - ja anti alles gerichtete - Gefühle in letzter Zeit recht
vernehmlich Bahn.
Der Sommer in der Schweiz kann eine einzige monatelange Wander- und Grill-
saison sein. Praktisch alle verbringen jeden freien Augenblick auf einem Berg
oder an einem See, was unausweichlich mit einem Essen unter freiem Himmel
endet. Nichts lieben die Schweizer mehr als eine an einem Stock über ofe-
nem Feuer gebratene Wurst, dazu gibt es ein Stück Brot, Senf und eine Dose
Bier. Falls sie nicht irgendwo in der Wildnis am Lagerfeuer sitzen, grillen sie im
Garten oder auf dem Balkon. Hochsaison für Grillwürste ist der Juli, wenn nicht
nur die Schulen im Land geschlossen haben. Selbst in geschäftigen Städten
wie Bern machen manche Läden und Restaurants Jahresurlaub, obwohl es von
Touristen wimmelt. Das Schönste am Schweizer Sommer aber ist das Schwim-
men - nicht im Meer, sondern in Flüssen und Seen. Wenn die Temperatur 30
Grad übersteigt, gibt es nichts Besseres, als ins kalte Nass zu tauchen, und
das ist nicht nur ein ländliches Vergnügen. Auch in Zürich, in Luzern und Genf
baden die Menschen zur Abkühlung im See, in Basel im Rhein und - am aller-
schönsten - in Bern in der kristallklaren Aare. Man muss noch nicht einmal
selbst schwimmen, die Strömung trägt einen lussabwärts, und man fühlt sich
dabei wie auf einem lüssigen Rollband.
Am 1. August ist Schweizer Nationalfeiertag, und das ganze Land feiert ein gi-
gantisches Wander-Grill-Schwimmfest, dessen krönender Abschluss ein riesi-
ges Feuerwerk ist. Danach beginnt wieder die Schule: Überall kleben Plakate
und erinnern die Autofahrer daran, dass Kinder auf der Straße sind, denn die
meisten Schweizer Kinder gehen, oft unbegleitet, zu Fuß zur Schule. Wenn
dann die Kühe nach dem Almabtrieb in die Ställe zurückkehren und das letzte
der beinahe täglichen Gewitter verhallt ist, ist der Sommer tatsächlich vorbei.
Die leckerste Jahreszeit ist der Herbst, wenn die Schweizer versessen auf Ge-
richte mit Kürbis, Wild und Kastanien sind. Besonders auf Kastanien, die ab
November in jedem Städtchen, frisch geröstet, an Ständen feilgeboten wer-
den. Die Tüten, in denen sie ausgegeben werden, haben sogar eine kleine Sei-
tentasche für die Schalen - wieder mal typisch Schweiz. Dann kehrt der Win-
ter zurück, und mit ihm Schnee und Nebel, der tage- und wochenlang ganze
Täler einhüllen kann. Die einzige Möglichkeit, ihm zu entliehen, ist eine Seil-
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