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ren Bergkamms entspringt, um die Reise nach Osten über die Donau bis zum Schwarzen
Meer anzutreten. Hier befindet sich im Herzen Europas also eine Dreifachwasserscheide.
Mit den rund 1500 Seen, den größten Wasserfällen Europas und einigen Gletschern birgt
die Schweiz sechs Prozent des Süßwassers des Kontinents. Kein Wunder, dass die Hälfte
des Strombedarfs des Landes mittels Wasserkraft gedeckt wird.
Erst auf dem letzten Abschnitt dieser unglaublichen Bahnfahrt sticht dem Reisenden
die Ingenieurkunst der Streckenbauer ins Auge. Um den Aufstieg von Chur ins glamourö-
se St. Moritz zu schaffen, muss der Zug einige Runden drehen und durch gewundene, in
den Fels gesprengte Tunnel fahren. Schluchten überquert er auf gewaltigen, von Pfeilern
und Bögen getragenen Viadukten und scheinbar frei schwebenden Brücken. Das reicht,
um beim Blick in das schäumende Wildwasser tief unten schwitzige Hände zu bekom-
men.
Der Glacier Express zeigt, dass Berge für die Schweizer eher eine Herausforderung als
eine Barriere darstellen; sie sind da, um untertunnelt und durch Brücken verbunden zu
werden. Ebenso sind sie ein Spielplatz, wo man hinaufwandern und auf Skiern hinunter-
fahren kann, und ein Bollwerk gegen die Außenwelt. Eigentlich sind die Berge für die
Eidgenossen so etwas wie ein Meer, die Seele des Landes und der Grund, warum es ist,
wie es ist, schön und einladend und zugleich schroff und abweisend. Und wie das Meer
bei seinen Inseln beeinflussen die Berge das Wetter. Der große Unterschied ist, dass die
Schweizer zwar ihre Berge lieben, sich aber nicht groß um das Wetter scheren.
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