Geology Reference
In-Depth Information
Abb. 6.8 Schaufelradbagger im Braunkohletagebau Garzweiler (Nordrhein-Westfalen). © Bert Kaufmann.
intramontanes Becken des variszischen Gebirges mit Sümpfen
und Seen. Ganz ähnlich entstanden die gleich alten Steinkohlen
in Nordspanien. Jüngere Braunkohlen bildeten sich in den Ost-
alpen im Miozän, während der Spätphase der alpinen Gebirgs-
bildung. Sie befinden sich in Pull-Apart-Becken, also graben-
ähnlichen Senken, die im Miozän an Seitenverschiebungen auf-
rissen (Gruber & Sachsenhofer 2001). Die Niederrheinische
Bucht mit dem Rheinischen Braunkohlerevier ist ein breiter, im
Tertiär durch Dehnung entstandener kontinentaler Graben, der
zeitweise zum Teil vom Meer überflutet war. Weitere Beispiele in
Gräben sind das mächtige Steinkohleflöz von Fushun (China),
das Donez-Becken (Ukraine, Russland) mit 130 Flözen aus dem
Karbon in einem etwas älteren Graben, und mehrere bedeutende
Reviere in Ostsibirien. Schließlich sind noch kleinere Kohlebe-
cken zu nennen, die ökonomisch von geringerer Bedeutung sind,
beispielsweise die Umgebung von Salzstöcken und Senken in
Karstgebieten.
Die ältesten Kohlen entstanden bereits im Proterozoikum, als
es noch gar keine Landpflanzen gab. Dabei handelt es sich um
Sapropelkohlen aus Algen oder anderen Mikroorganismen, die
beispielsweise in Michigan (USA), auf Spitzbergen und Grön-
land auftreten. Eine Besonderheit ist der sogenannte Schungit
(Melezhik et al. 2004) in Karelien (Russland), eine zwei Milliar-
den Jahre alte Kohle, die aus kleinen Kügelchen aufgebaut ist. Er
enthält Fullerene, also kugelige, innen hohle Moleküle aus Koh-
lenstoff.
Landpflanzen traten ab dem Ordovizium auf, aber sie wur-
den erst im Devon so häufig, dass sie die ersten »normalen«
Kohlen bildeten. Ab diesem Zeitpunkt entstand im weiteren Ver-
lauf der Erdgeschichte eigentlich immer irgendwo Kohle, aber
drei Zeitspannen, die mit wichtigen Gebirgsbildungen zusam-
menhängen, waren besonders produktiv. Die erste, mit viel Stein-
kohle ( . Abb. 6.10 ), wurde bereits genannt: Oberkarbon bis Un-
terperm, infolge der variszischen Gebirgsbildung. Immerhin
wurde das Karbon danach benannt. Neben den Revieren in Eu-
ropa, Nordamerika und Australien entstanden in diesem Zeit-
raum auch große in China, im südlichen Afrika (Karoo-Becken),
Abb. 6.9 Eine Darstellung eines tropischen Waldes im Karbon.
Charakteristische Pflanzen waren große Bäume, die zu den Bärlapp-
pflanzen gehörten, wie die Schuppenbäume ( Lepidodendron , links
im Bild) und die Siegelbäume ( Sigillaria ). Außerdem gab es Riesen-
schachtelhalme (Kalamiten, rechts im Bild) und Baumfarne (Mitte).
Aus Mayers Konversationslexikon, 1885.
Search WWH ::




Custom Search